Klinikum Crailsheim

Seitenbereiche

gUT BETREUT -
oPTIMAL VERSORGT
NotfallkontaktNotfallkontakt

Seiteninhalt

Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Unruhe an Krankenhäusern

Die Kliniken im Südwesten haben die bundesweit höchste Verlustquote. Über die Schlussfolgerungen sind sich Landkreistag und Minister Lucha uneins.

Die politischen Alltagssorgen verfolgten Ministerpräsident Winfried Kretschmann in diesem Jahr sogar am Faschingsdienstag, den er traditionell beim Froschkuttelessen der Narrenzunft Gole in Riedlingen verbringt. Am Rande der Veranstaltung wurde der Grünen-Politiker von Lokalpolitikern mit dem Thema konfrontiert, das viele Riedlinger derzeit umtreibt: die Zukunft ihres Krankenhauses. Die Unruhe vor Ort ist groß, seit bekannt ist, dass strukturelle Überlegungen für die Gesundheitsversorgung im gesamten Landkreis Biberach das Haus in Riedlingen in Frage stellen. Kretschmann positionierte sich in der Sache nicht, aber es gab und gibt seither Gespräche mit seinem Sozialminister und Parteifreund Manne Lucha. Ausgang: offen.

Vor einer ungewissen Zukunft steht indes nicht allein das von der privaten Sana Kliniken AG betriebene Krankenhaus in Riedlingen. Die gesamte baden-württembergische Krankenhauslandschaft ist in Unruhe, seit Lucha im Januar in einem Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ gesagt hatte, dass mittelfristig jede fünfte Klinik wegfallen könnte. Wörtlich sagte der Minister: „Derzeit gibt es noch rund 250 Klinikstandorte im Land. Es könnte sein, dass wir irgendwann bei etwa 200 landen werden. Aber da reden wir über die nächsten zehn, 15, 20 Jahre.“

Nun hält der Landkreistag – die Landkreise tragen immerhin für rund 50 Prozent der kommunalen Krankenhausbetten die Verantwortung – erstmals öffentlich dagegen. „Wir haben in Baden-Württemberg bereits eine sehr schlanke Krankenhausstruktur, und wir haben die Bettenzahl und die Verweildauer schon massiv verringert. Schließungen in der vom Sozialminister prognostizierten Größenordnung halten wir daher für nicht umsetzbar“, sagt Alexis von Komorowski, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer und Krankenhausexperte des Verbands, im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wir müssen da ganz pragmatisch sein: Am Ende entscheiden die Patienten, wo welche Leistung abgerufen wird. Wir können kleine Anbieter, die sich kannibalisieren, oder Zentralkliniken, die sich kannibalisieren, nicht akzeptieren“, erwidert Lucha. Im Übrigen habe es sich bei der Interview-Aussage um „keine Ansage, sondern um eine aus unserer Sicht realistische Einschätzung“ gehandelt, sagt sein Sprecher.

Die Hälfte schreibt rote Zahlen

Beide Seiten argumentieren mit bestechenden Zahlen. „Nicht ohne Grund haben wir in Baden-Württemberg die bundesweit niedrigste Bettendichte und die bundesweit niedrigsten Krankenhauskosten pro Einwohner“, verweist von Komorowski auf bereits geleistete Strukturbereinigungen. Die sieht er auch noch nicht beendet: Die Landkreise wollten nicht jedes Klinikbett und jede Klinik um jeden Preis verteidigen; so würden jährlich ein bis drei Kliniken geschlossen. Aber ein Rückgang in der von Lucha genannten Dimension sei nicht machbar. Die Landesförderung pro Krankenhausbett sei in Baden-Württemberg höher als in jedem anderen Bundesland, verweist Lucha wiederum darauf, dass die Investitionsförderung des Landes seit 2010 um 35 Prozent auf nunmehr 450 Millionen Euro pro Jahr gestiegen sei.

Die Zahlen sind zwei Seiten einer Medaille. Mit mehr Effizienz einerseits und mehr Landesmitteln andererseits wird versucht, die wirtschaftliche Situation zu verbessern. Die aber ist prekär: Rund die Hälfte der Häuser im Land schreibt rote Zahlen – das ist die höchste Verlustquote bundesweit. Die Frage ist nun, ob das System noch effizienter werden kann – oder ob der Staat mehr Mittel zuschießen soll.

Einig sind sich Minister Lucha und Landkreistag in der Forderung, dass der Bund bei der Betriebskostenfinanzierung nachlegen müsse. Insbesondere müssten das in Baden-Württemberg im Ländervergleich hohe Lohn- und -Beschäftigtenniveau stärker bei der Festlegung des Grundpreises für Klinikleistungen berücksichtigt werden, so der dringliche Wunsch aus Stuttgart. Die Landräte sehen überdies das Land in der Pflicht, seine Mittel um jährlich „mindestens 150 Millionen auf dann 600 Millionen Euro“ aufzustocken. Andernfalls werde der auf 3,75 Milliarden Euro bezifferte Investitionsstau weiter anwachsen. Von Komorowski erinnert in diesem Zusammenhang an das Landtagswahlprogramm der Grünen von 2011. Dort heißt es: „Wir wollen die Mittel für die Investitionskosten auf 600 Millionen Euro pro Jahr erhöhen.“


Südwestpresse / 23.03.2017 / Roland Muschel
Südwestpresse / 23.03.2017 / Roland Muschel