Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Aufholwelle

Eine ganze Reihe von roten Karten gab es gestern aus Crailsheim für Bundesgesundheitsminster Jens Spahn. Der Anlass: Heute ist der Internationale Tag der Pflege.

Danke, dass Ihr da wart“, ruft Dieter Stoll seinen Kollegen am Schluss der Aktion zu. „Das war wichtig. Wir müssen sichtbar bleiben“, meint er. Zum heutigen Internationalen Tag der Pflegenden hatte der Betriebsratsvorsitzende des Crailsheimer Klinikums zur Aktion „Rote Karte für Jens Spahn“ aufgerufen.

Denn dass der Bundesgesundheitsminister die Neuberechnung der Personalbemessung seit einem Jahr auf dem Schreibtisch hat, verärgert die Pflegekräfte in der ganzen Republik und auch die in Crailsheim. Denn die Pflegenden sind im Stress. Die dritte Corona-Welle rollt, die Krankenhäuser sind überlastet – nicht nur die Intensivstationen sondern auch alle anderen Stationen, die den Rest der Patienten auffangen müssen. „Wir arbeiten am Anschlag“, sagt eine der Pflegerinnen. Und der Applaus, den es für die Krankenhäuser zu Beginn der Pandemie gab, ist längst verklungen. „Wir hören nichts mehr“, sagt eine der Pflegerinnen und schränkt ein: „Ganz selten vielleicht noch. Am ehesten von Angehörigen.“

Verschärfte Situation

Und selbst der Beifall aus der ersten Welle bringt den Pflegenden heute nichts mehr. „Wenn man ihn wenigstens in der Steuererklärung ansetzen könnte. Vielleicht als CD anhängen oder so“, scherzt Dieter Stoll. Aber zum Scherzen ist ihm eigentlich nicht zumute. Denn das Thema, um das es ihm heute geht, ist ernst und habe noch nicht einmal direkt etwas mit Corona zu tun: „Die Pandemie hat die Situation nur noch einmal verschärft.“

Denn zwei strukturelle Probleme gibt es, die den Alltag in den Kliniken und Pflegeheimen erschwerten, teilen die Pflegenden mit, die sich gestern Mittag zur Aktion vor dem Haupteingang des Klinikums Crailsheim getroffen haben. Erstens werde eine Klinik als reines Wirtschaftsunternehmen betrachtet und nicht als strukturrelevante Daseinsvorsorge, die sie sein sollte.

Deshalb sei auch das Personal ein reiner Kostenfaktor, mehr nicht. „Und deshalb sehen die Geschäftsführer auch die Operationen, die wegen Corona ausgefallenen sind, ausschließlich als verlorenen Gewinn“, bedauert die stellvertretende Vorsitzende des Klinikum-Betriebsrats Linda Salve. Dass da aber ein Rattenschwanz nachkomme, das nehme niemand wahr: „Denn die Operationen sind zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Wir erwarten sie, sobald Corona vorbei ist.“ Nach der Pandemie sei vor der Aufhol-Welle. „Das ganze Desaster geht also grad so weiter“, so ihre Prognose. Will heißen: Zusatzdienste, Überstunden, Stress, Überlastung. Die Folgen: Die Pflegenden flüchten in andere Berufe, der Mangel verstärkt sich – ein Teufelskreis.

Das zweite Problem sei die Fallkostenpauschale. „Das hat viel eingespart“, erläutert Betriebsratsvorsitzender Stoll, bemängelt aber: „Am Anfang ging das ja vielleicht noch gut. Doch jetzt ist die Zitrone ausgepresst.“ Und dabei komme nun wieder der Gesundheitsminister ins Spiel und jenes Maßnahmenpaket, das die Fallkostenpauschale ersetzen kann. Es trägt den sperrigen Namen PPR 2.0. Ausgeschrieben heißt das Pflegepersonalregelung, zweiter Ansatz, und die sieht unter dem Strich mehr Pflegende pro Patient vor als bisher. „Doch PPR soll noch nicht eingeführt werden. Deshalb gibt es für Jens Spahn die Rote Karte. Denn er missachtet die Notwendigkeiten in der Pflege“, so Dieter Stoll.


Gewerkschaft Verdi will auf PPR 2.0 setzen

Die Pflegepersonalregelung PPR wurde von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zusammen mit der Krankenhausgesellschaft und dem Deutschen Pflegerat entwickelt. Es ordnet Patienten ein Zeitbudget zu und ist ein Instrument zur Personalbemessung. Es könne kurzfristig aktiviert werden, heißt es von Verdi.

In einem Flugblatt der Gewerkschaft steht: „PPR 2.0 wäre ein wirksames Mittel zur Sicherung der Versorgungsqualität und guter Arbeitsbedingungen. Mit den bisherigen Pflegepersonaluntergrenzen und den von der Bundesregierung geplanten Pflegepersonalquotienten sind diese Ziele nicht zu erreichen.“

HOHENLOHER TAGBLATT / 12.05.2021 / Von Ute Schäfer  

Der Betriebsrat und Beschäftigte des Crailsheimer Klinikums zücken bei einer Zusammenkunft gestern die Rote Karte für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Foto: Ute Schäfer
Der Betriebsrat und Beschäftigte des Crailsheimer Klinikums zücken bei einer Zusammenkunft gestern die Rote Karte für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Foto: Ute Schäfer