Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Ältere Patienten gezielt aufbauen

Geriatrie Das Klinikum Crailsheim ist das Zentrum für die stationäre medizinische Versorgung alter Menschen im Landkreis. Chefarzt Dr. Norbert Andrejew spricht über Entwicklungen und Perspektiven. 

Durchschnittlich 19 Tage liegen hochbetagte Patienten in der Abteilung Geriatrie des Kreisklinikums Crailsheim. Eine so lange Verweildauer wie in der Altersheilkunde gibt es sonst auf keiner anderen Station. „Manche Patienten können anschließend nach Hause gehen, manche machen eine Reha, manche gehen nach dem stationären Aufenthalt auch in ein Pflegeheim. Das ist sehr unterschiedlich“, sagt Dr. Norbert Andrejew, Chefarzt der Geriatrie. Der Altersdurchschnitt seiner Patienten liege bei 84 Jahren, berichtet der Facharzt für Innere Medizin, klinische Geriatrie und Palliativmedizin. „Wir können Patienten ab 60 Jahren aufnehmen, aber so junge Patienten haben wir äußerst selten. Unsere älteste Patientin war 106 Jahre alt.“

Mehrere Erkrankungen

Allen Patienten gemein ist, dass sie mehrere Erkrankungen haben. Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Fachpflegekräften und Therapeuten behandelt nicht nur die Krankheiten der hochbetagten Patienten, sondern versucht gleichzeitig, deren Autonomie und Selbstständigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen. Dies gelinge im Altbau des Klinikums, in dem die Geriatrie mit 20 Betten untergebracht ist, nur bedingt, sagt Andrejew. „Die bestehenden Räumlichkeiten wurden zwar umgebaut, aber sie sind nicht ideal – vor allem nicht für unsere Zielgruppe.“

Die Zimmer sind zu klein, nicht alle verfügen über eigene sanitäre Anlagen, es fehlen Aufenthalts- und Therapieräume auf der Station. „Im Neubau wird das alles besser“, ist der Chefarzt überzeugt. In zwei Jahren, so hofft er, könne die Geriatrie in den Erweiterungsbau des Kreisklinikums einziehen. Im Neubau soll ein Teil der Station im Sinne eines „demenzsensiblen Krankenhauses“ gestaltet werden – mit einem wohnlichen Umfeld und einer übersichtlichen Struktur, die Patienten mit kognitiven Einschränkungen die Orientierung erleichtern.

Dann könne die Abteilung auch vergrößert werden, denn die 20 Akutbetten seien nicht ausreichend, sagt Andrejew. Oft gebe es eine Warteliste. Mit mehr Betten allein ist es jedoch nicht getan. „Wir brauchen auch mehr Pflegepersonal, wenn wir mehr Patienten aufnehmen wollen“, betont Andrejew und berichtet vom Personalmangel in der Pflege, der auch seine Abteilung betrifft.

Trotz räumlicher Beschränkungen und Personalknappheit hat sich die Geriatrie in Crailsheim positiv entwickelt. Das Klinikum Crailsheim ist das Zentrum für die stationäre medizinische Versorgung alter Menschen im Landkreis Schwäbisch Hall. Dr. Andrejew leitete seit 2010 die damals neu eingerichtete Abteilung für Akutgeriatrie am Standort Gaildorf, die im Zuge der Neuordnungen der Kliniken nach Crailsheim verlegt wurde. „Damals waren wir Vorreiter in Baden-Württemberg. Eine Abteilung für Akutgeriatrie gab es zu diesem Zeitpunkt im Geriatriekonzept des Landes noch gar nicht.“

Eine weitere Erfolgsgeschichte ist das Zentrum für Alterstraumatologie, eine Kooperation der Crailsheimer Geriatrie mit der Unfallchirurgie am Diakonie-Klinikum in Schwäbisch Hall (seit 2012), das 2014 mit ähnlichem Konzept auch am Klinikum Crailsheim entstand. Ziel der Kooperation ist, die Behandlung von Verletzungen auf das Alter des Patienten anzupassen.

„Leider wurde der geriatrische Schwerpunkt am Diak Mitte 2020 aufgegeben“, bedauert Dr. Andrejew. Aufgabe des geriatrischen Schwerpunkts war es, im Krankenhaus und im Landkreis die geriatrische Behandlung und Versorgung zu verbessern und weiterzuentwickeln. Schulungen und Vernetzungsarbeit würden nun nicht mehr stattfinden. Andrejew: „Die geriatrische Versorgung im Landkreis hat sich dadurch verschlechtert.“

Wunsch: Eine Rehaklinik

Ein weiterer wichtiger Baustein in der Versorgung kranker älterer Menschen fehlt aus Sicht des Experten im Landkreis Schwäbisch Hall: eine geriatrische Rehabilitation. Zwar gibt es bereits einen Grundsatzbeschluss des Kreistages, eine Rehaklinik in Crailsheim einzurichten, doch steht die Realisierung noch aus. Aktuell wird das Parkhaus errichtet, dann folgt der zweite Bauabschnitt des Krankenhausneubaus – und dann kommt, so hofft Dr. Andrejew, die Rehaklinik an die Reihe.

Als sinnvoll erachtet er eine Erweiterung des Neubaus um ein zusätzliches Stockwerk. So könnten Synergieeffekte genutzt werden. „Es wäre ein großes Plus, wenn wir älteren Menschen eine wohnortnahe Reha anbieten könnten“, sagt er. „Der Bedarf ist auf jeden Fall da.“

 

Altersheilkunde im Klinikum Crailsheim

In der Geriatrie werden hochbetagte Menschen aufgenommen, wenn sie mehrere akute oder chronische Erkrankungen haben. Die Patienten müssen zudem alterstypische Krankheitsbilder, sogenannte geriatrische Syndrome, aufweisen. Dazu zählen Bewegungseinschränkungen, Blasen- oder Darmschwäche, Geh- und Haltungsstörungen, Verlust der geistigen Fähigkeiten, Schüttellähmung und Depressionen.

Meist kommt es zur Einweisung ins Krankenhaus wegen Brüchen nach einem Sturz, akuter Herzschwäche oder schwerer Lungenentzündung gleichzeitig mit weiteren Erkrankungen und altersspezifischen Krankheitsbildern.

Die Betreuung am Krankenbett basiert auf den Grundsätzen der aktivierenden Pflege: Neben der Grundpflege soll der Patient so viel wie möglich selbstständig handeln.

Mit Ergotherapie soll die Selbstständigkeit im Alltag wiederhergestellt, aufrechterhalten oder verbessert werden. Im Fokus stehen dabei die Beweglichkeit, die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis sowie die Sinneswahrnehmungen der hochbetagten Patienten.

Logopäden kommen zum Einsatz, wenn geriatrische Patienten Sprach-, Sprech-, Stimm- oder Schluckstörungen haben. 

HOHENLOHER TAGBLATT / 01.06.2021 / Von Christine Hofmann

Dr. Nobert Andrejew
Foto: Klinikum
Dr. Nobert Andrejew
Foto: Klinikum