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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

"Das große Ziel fehlt"

Kreistag Kreisräte hinterfragen die Entwicklung des Medizinischen Versorgungszentrums Crailsheim. Ein Zukunftskonzept soll entwickelt werden. Von Marcus Haas

Intensive Diskussion im Kreistag löst die Entwicklung des Medizinischen Versorgungszentrums Crailsheim (MVZ) aus. Grund ist nicht nur der Jahresverlust 2020 von rund 466 000 Euro, sondern die wachsenden Defizite seit der MVZ-Gründung vor rund sechs Jahren, die in erheblichem Maß schlechter als die Planansätze sind.

Wirtschaftsprüfer Marco Sander macht in seinem Bericht deutlich, dass sich mit der Ausweitung der Fallzahlen auch der Personal- und der Materialaufwand erhöht. Dabei fehlt Fachpersonal, das durch teuer eingekauftes Fremdpersonal ersetzt werden müsse. Kurz: Das Wachstum vergrößert das Defizit. Ein geringer Überschuss wird frühestens im Jahr 2025 prognostiziert.  

Bereits im November verlangten die Sprecher der Fraktionen der Freien und der CDU in ihren Haushaltsreden eine gründliche Aufarbeitung der Situation im MVZ. Die Freien beantragten beispielsweise, dass die Kreisverwaltung eine Konzeption mit Zielen zum Aufbau und Betrieb flächendeckender ärztlicher Strukturen im ländlichen Raum durch das MVZ erstellt. Die fehlt bislang, aber die Verwaltung schlägt nun im Kreistag vor, aufgelaufene MVZ-Verluste mit den Einsparungen beim Verlustausgleich des Kreisklinikums Crailsheim auszugleichen – das Krankenhaus hat 2020 pandemiebedingt weniger Verluste als geplant gemacht. Dafür soll ein sogenannter Betrauungsakt ausgearbeitet werden.

„Grundsätzlich ist der Betrauungsakt okay, aber das große Ziel fehlt. Wo wollen wir hin mit dem MVZ? Es braucht ein Zukunftskonzept zur weiteren Entwicklung, insbesondere in Bezug auf die Übernahme von Landarztpraxen“, fordert Siegfried Trittner. Der Vorsitzende der Freien verweist auf den Antrag seiner Fraktion. Es sei zwingend erforderlich, vor der Übernahme weiterer Landarztpraxen und vor einer Entscheidung über den Betrauungsakt, eine Entscheidung über den Umfang des Betriebs von Landarztpraxen zu treffen. Dazu seien Regelungen vom Kreistag zwingend erforderlich.

Großer Unterschied zum Plan

Unterstützung bekommen die Freien von der FDP. „Der Finanzbedarf des MVZ wächst durch die absehbaren Verluste in den folgenden Jahren“, zitiert Vorsitzender Stephen Brauer die Vorlage und macht auf den großen Unterschied vom Plan zur tatsächlichen Entwicklung aufmerksam: „Uns wurde immer wieder deutlich gemacht, dass das Defizit nicht steigen soll.“ Nun wachse grundsätzlich Misstrauen. „Wir sollten mit dem Betrauungsakt einen Knopf an die Verluste machen und brauchen dann ein fundiertes Zukunftskonzept zur Diskussion“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Jens Zielosko.

Auch der SPD-Fraktion fehlt eine Zielperspektive, sieht das MVZ als „Sorgenkind“. Das macht Helga Hartleitner deutlich. Die Sozialdemokraten beantragen eine Klausurtagung, um die Zukunft des MVZ zu diskutieren. „Was ist schlimmer: Kindergeburtstag oder Klausur“, entgegnet Trittner.
„Es ist wie die Quadratur des Kreises, das MVZ optimal aufzustellen“, sagt Kurt Wackler von den Freien, nachdem Dr. Gunter Werthmann einen Fachvortrag zur Analyse und Bewertung des MVZ im Kreistag gehalten hat. Der Geschäftsführer des Helmsauer Beratungszentrums für das Gesundheitswesen wurde mit einer Betriebsanalyse beauftragt, um Verbesserungspotenziale im Praxisbetrieb zu überprüfen und soll weiter am Thema dranbleiben.

Wackler erinnert an die Grundidee zum MVZ, die im Vortrag von Werthmann nicht berücksichtigt wurde. Das MVZ sollte nicht mehr besetzbare Arztsitze aufnehmen und in Verbindung mit stationärer Einrichtung Personal gewinnen. Es sollte keine Konkurrenzsituation zu niedergelassenen Ärzten entstehen, ergänzt Stephen Brauer. Helmut Bleher (CDU) macht deutlich, dass eine grundsätzliche Entscheidung notwendig sei. Wenn es nicht primär um Gewinne gehe, dann müsste auch nicht gleich jede freigewordene Hausarztpraxis übernommen werden. Ansonsten entstehe Konkurrenz zu niedergelassenen Ärzten.

Keine Klausurtagung

„Wir sollten die Zukunftsstrategie nicht mit der Vergangenheit vermischen“, betont Landrat Gerhard Bauer. Er schlägt vor, nun einen Entwurf für einen Betrauungsakt auszuarbeiten, damit die MVZ-Verluste abgedeckt werden. Der wird dann nach der Sommerpause öffentlich vorberaten und diskutiert. „Ich sage Ihnen auch das Zukunftskonzept zu“, macht er in Richtung Trittner deutlich. Das soll danach in Angriff genommen werden. Dafür brauche es auch keine Klausurtagung oder Sondersitzung, sondern die notwendige Zeit solle in einer regulären Sitzung genommen werden. Trittner und Hartleitner sind mit der Vorgehensweise des Landrats einverstanden.

Letztlich wird nicht mehr über die Anträge von Freien und SPD abgestimmt.

Viele Praxen sind dazugekommen

Ab Mai 2015 nahm die Tochtergesellschaft des Klinikums Crailsheim den Betrieb mit einer chirurgischen Facharztpraxis und einer Allgemeinarztpraxis im Altbau des Krankenhauses auf. Mittlerweile setzt sich das MVZ aus folgenden Praxen zusammen: Allgemeinmedizin (Crailsheim, Stimpfach und Gerabronn), Kinder- und Jugendmedizin, Chirurgie, Innere Medizin (Gastroenterologie und Kardiologie), Neurologie und Psychotherapie.

Der größte Verlustanteil mit Blick auf den Jahresabschluss 2020 fällt mit rund 191 000 Euro auf den Allgemeinarztbereich. Zudem sind auffällig die Innere Medizin (Gastronenterologie) mit 135 000 Euro und die Chirurgie mit
87 000 Euro. „Die Ärzte führen die Verluste auf Patientenrückgänge durch die Bauarbeiten bei laufendem Praxisbetrieb und die Corona-Pandemie zurück“, informiert die Sitzungsvorlage.

HOHENLOHER TAGBATT / HALLER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF / 31.07.2021 / Marcus Haas

Kreistagssitzung in der Großsporthalle Ilshofen: Diskussion löst vor allem die wirtschaftliche Entwicklung des Medizinischen Versorgungszentrums Crailsheim aus. Mit dem Wachstum vergrößert sich auch dessen Defizit.
Bild: Marcus Haas
Kreistagssitzung in der Großsporthalle Ilshofen: Diskussion löst vor allem die wirtschaftliche Entwicklung des Medizinischen Versorgungszentrums Crailsheim aus. Mit dem Wachstum vergrößert sich auch dessen Defizit.
Bild: Marcus Haas