Klinikum Crailsheim

Arbeitsbedingungen Der Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi veranstalten am Tag der Gebäudereinigung eine Kundgebung vor dem Klinikum Crailsheim. Es geht um wichtige Aufgaben und Wertschätzung.

Bei der Kundgebung wurde klargestellt: Ohne Reinigungskräfte kann ein Arzt keine Behandlungserfolge erzielen. 

Die Krankenhausreinigung spielt eine entscheidende Rolle bei der Versorgung der Patienten, und das nicht erst seit der Coronapandemie“ – unter anderem mit diesen Worten wandte sich Dieter Stoll, Betriebsratsvorsitzender des Klinikums Crailsheim, an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Kundgebung vor dem Krankenhaus. Anlässlich des Tags der Gebäudereinigung, dem 15. Juni, ging es darum, auf die Arbeit und die Probleme der Reinigungskräfte aufmerksam zu machen.

Der Reinigungsdienst im Allgemeinen und in Krankenhäusern habe noch nicht den Stellenwert, der ihm zustehe, erklärte Stoll. Er werde als nicht-medizinische, nicht-pflegerische oder patientenferne Dienstleistung bezeichnet. „Dadurch könnte man annehmen, dass Reinigung nicht ganz so im Zentrum steht oder nicht ganz so wichtig ist. Eine solche Betrachtungsweise ist aber völlig falsch!“

Kein Erfolg ohne Reinigung

Denn die Krankenhausreinigung spiele eine entscheidende Rolle bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten. Sie stelle im Wesentlichen die hygienischen Bedingungen her, die es für ein Gesundwerden brauche. „Die Reinigungskräfte sind diejenigen, die den Staub, Schmutz, Dreck und Müll entfernen, den andere hinterlassen. Ohne euch Reinigungskräfte könnte kein noch so guter Arzt in seinen Räumen Behandlungserfolge erzielen“, sagte Stoll.

Es komme auf das Wissen und die Erfahrung der Reinigungskräfte an, um auf die vielen Problemkeime mit den richtigen Desinfektionsmitteln zu reagieren. „Ohne diese wichtige Arbeit hätten Viren, Bakterien, Pilze und Co ein leichtes Spiel. Ihr ergänzt und vervollständigt erst die Hygiene- und Schutzmaßnahmen.“ Der Betriebsratsvorsitzende wies darauf hin, dass man die Reinigungskräfte in den Kreis der systemrelevanten Beschäftigungsgruppen aufgenommen habe – und das seiner Meinung nach völlig zurecht. „In den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind sie sogar lebensnotwendig und überlebensnotwendig.“

Dazu passe es allerdings nicht, wenn es für die Arbeit des Reinigungsdienstes zu enge Vorgaben gibt, die nur schwer eingehalten werden können. Im Gegensatz zum Klinikum Crailsheim seien in vielen anderen Krankenhäusern die Reinigungsleistungen ausgegliedert worden und werden nun von Servicegesellschaften und Gebäudedienstleistern erbracht. Dort seien die Vorgaben noch enger und noch schwerer zu erreichen, und „dort gibt es oftmals keine Interessenvertretung, die sich um die Probleme kümmert; keine Tarifverträge, die wenigstens für eine auskömmliche Bezahlung sorgen.“

Weiter sagte Stoll: „Wir erklären uns mit diesen Kolleginnen und Kollegen solidarisch und unterstützen, dass diese Leistungen wieder in die Krankenhäuser eingegliedert werden. Wir, der Betriebsrat vom Crailsheimer Krankenhaus und die Gewerkschaft Verdi, wollen uns auch in der Zukunft um eure Arbeitsbedingungen kümmern.“ Denn auch in Crailsheim sei es nicht in Ordnung, wenn die Dienst- und Einsatzpläne nicht verlässlich sind und immer wieder geändert werden. „Es ist nicht in Ordnung, wenn ihr aus der Freizeit oder gar aus dem Urlaub heraus zum Dienst kommen sollt. Es ist nicht in Ordnung, wenn man trotz Unterbesetzung dennoch alles fertig bekommen soll. Allgemein gesprochen: Es ist auch bei euch nicht in Ordnung, wenn es Gefährdungs- und Überlastungssituationen gibt.“

Den Reinigungskräften stehe die gleiche Wertschätzung zu wie allen anderen auch. „Ihr gehört weggerückt von einer Randstellung hin zum Zentrum des Klinikums. Zum heutigen Tag der Reinigungskräfte sagen wir nochmals Danke. Ohne euch geht hier nichts.“

Streik brutal niedergeschlagen
Der Tag der Gebäudereinigung geht zurück auf einen Streik von Reinigungskräften in Los Angeles. Dieser wurde am 15. Juni 1990 brutal von der Polizei niedergeschlagen, es gab viele Verletzte. Die Streikenden hatten am Ende Erfolg: Sie konnten sich eine Lohnerhöhung von 25 Prozent und die Einführung betrieblicher Krankenversicherungsleistungen erkämpfen.

HOHENLOHER TAGBLATT / 17.06.2022