Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

"Aufnahmestopp"

"Aufnahmestopp" als Warnsignal

Der Mangel an Fachkräften und Auszubildenden im Crailsheimer Raum kommt endgültig in den Betrieben an. Mehr und mehr spürt das auch die auf Dienstleistungen angewiesene Bevölkerung.

Heike Kern hat den HT-Artikel über Crailsheimer Arztpraxen gelesen, die keine weiteren Patienten mehr aufnehmen. So wusste sie genau, wovon ihr Heizungsbauer sprach, als er sie anrief und sagte er müsse ebenfalls einen Aufnahmestopp verhängen, wie den, von dem im HOHENLOHER TAGBLATT zu lesen war. Zuvor hatte der Fachmann die Kerns über Monate immer wieder vertröstet. Heike Kern meint nun mit Blick auf den nahenden Winter, ein Kranker oder Verletzter könne sich immer noch selbst ins Klinikum einweisen; sie aber sehe gar keine Möglichkeit, zu einer funktionierenden Heizung zu kommen.

Ihre Einschätzung deckt sich mit anderen Berichten vor allem aus dem Bereich Santiär-Heizung-Klima. Dass Handwerksbetriebe dem Bedarf beim besten Willen nicht mehr gerecht werden können, ist noch nicht die Regel, aber das Problem der fehlenden Fachleute und vor allem der weitgehend ausbleibenden Auszubildenden lastet auf fast allen Innungen, und allmählich schlägt das durch auf die Bevölkerung.

Überall dieselben Sorgen

Im Kraftfahrzeuggewerbe ist vom zentralen Problem die Rede: Von fehlenden Fachkräften wird gesprochen, vom „Nachwuchs, der nicht da ist oder gleich wieder abwandert“, wie der stellvertretende Obermeister Siegfried Göker sagt. Annette Blumenstock, Obermeisterin der Raumausstatter-Innung aus Kreßberg, erzählt, in bestimmten Bereichen müssten sich Kunden durchaus auf einige Wochen Wartezeit einstellen: „Wir machen’s gern, aber Sie müssen ein bissle Zeit mitbringen“, sei Standardantwort geworden. Bei Wasserschäden, „einer Elektrogeschichte“, oder wenn eine Wohnung nach dem Schlaganfall eines Familienmitglieds schnell umgebaut werden müsse, wenn’s also dringend sei, hätten Familien mittlerweile ein Problem.

Michael Ehrler, Obermeister der Schreiner-Innung Hohenlohe, hat dieser Tage eine Eckbank ausgemessen. Lieferzeit: drei Monate. Er spricht von der fehlenden Wertschätzung des Handwerks, auch von der verbreiteten Meinung, ein Handwerker müsse nichts können: „Meine Mitarbeiter programmieren an CNC-Maschinen.“ Die Probleme des Handwerks haben in Erlers Augen eben erst begonnen. Als ausgewiesener Sachverständiger habe er oft „mit Selbstbastlern und Berufsfremden zu tun, die in den Gewerken rumpfuschen“.

Für die Bau-Innung spricht Gerhard Feuchter aus Crailsheim von einer Beschäftigung „bei etwa 110 Prozent“. „Sie werden wohl niemanden finden, der in diesem Jahr noch größere Kapazitäten hat.“ Kleinere Reparaturen aber müssten sein, auf Kosten von weiteren Überstunden und Samstagsbeschäftigung: „Dazu sind wir Handwerker.“ Auf Dauer gehe das freilich nicht.

Selten waren die Menschen so gut versorgt mit Backwaren. Und nie hatte das Bäckerhandwerk so große Probleme. Hier geht es also nicht darum, dass Bedarf nicht gedeckt werden kann, dafür sorgen die Discounter, sondern, so der Chef der Bäcker-Innung, Eberhardt Glück, dass es „praktisch keine Bäcker mehr auf dem Markt“ gebe. Von Auszubildenden gar nicht zu reden. „Was man kriegt, sind Hilfsarbeiter.“ Der Konkurrenz der massenhaft produzierten Backwaren lasse sich mit Bäckercafés, Snacks und überzeugender Qualität begegnen, was aber tun, wenn das Fachpersonal fehlt?

Horst Philipp, Obermeister der Zimmerer-Innung Crailsheim, sagt der Fachkräftemangel ziehe sich wie ein roter Faden durchs gesamte Handwerk. In seiner Innung gebe es Kollegen, die bei Anfragen ein halbes Jahr Wartezeit in Aussicht stellen müssten. Das sagt auch Monika Schaffner, Crailsheimer Obermeisterin der Innung für Elektro- und Informationstechnik: Mit Wartezeiten von ein, zwei Monaten sei zu rechnen. Überall würden Elektriker gesucht, allenfalls Hilfskräfte seien zu finden.

Industrie ist Konkurrent

Die Maler- und Lackierer-Innung, die Innung Metall-Mechanik: Überall ist es dasselbe. „Die Industrie greift jeden ab, der einigermaßen rechnen und schreiben kann, außer eben es sind Leute aus den Betrieben und dem eigenen Umfeld“. Immer wieder werden auch fehlende Ausbildungsfähigkeit oder mangelhafte Deutschkenntnisse zum Thema gemacht. Rolf Stephan, Obermeister der Stuckateur-Innung Hohenlohe, bringt es auf den Punkt: Wer mehr Kapazität aufbauen, mehr Kunden bedienen und mehr Aufträge annehmen wolle, scheitere mittlerweile an fehlenden Mitarbeitern. In kleinen Handwerksbetrieben sei es zudem viel schwieriger, Überstunden abzubauen.

Viel für wenig

Jolanthe Wüst aus Onolzheim, Obermeisterin der Friseur-Innung im Landkreis, spricht von all den älteren, erfahrenen Kolleginnen, die aufhören, „und neue kommen nicht nach“. Bislang lasse sich das nicht ändern; ganz gleich wie engagiert man sich an Berufsinformationen oder Jobbörsen beteilige. „Wir werben so viel, und bewirken so wenig.“

Hohenloher Tagblatt / 20.10.2017 / Birgit Trinkle

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr: Die Auftragsbücher sind voll. Unser Foto zeigt Maurer Tom Lischke auf einer Crailsheimer Baustelle.
Foto: Birgit Trinkle
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr: Die Auftragsbücher sind voll. Unser Foto zeigt Maurer Tom Lischke auf einer Crailsheimer Baustelle.
Foto: Birgit Trinkle