Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

"Aufgabe nicht aus der Hand geben"

Kreistag Landrat und Kreisräte beschließen einstimmig, dass das Kreisklinikum Crailsheim die Selbstständigkeit wahrt. Damit ist eine gemeinsame Krankenhausbetriebsgesellschaft mit Diakoneo vom Tisch. 

Bereits in seiner Kreistagsrede zum Haushaltsplan 2021 am 3. November machte Landrat Gerhard Bauer noch einmal deutlich: „Eine Minderheitsbeteiligung in einer gemeinsamen Krankenhausbetriebsgesellschaft kommt für mich nicht infrage. Ich wünsche mir, dass das auch vom Kreistag klargestellt wird.“ Diesen Wunsch erfüllen ihm die Kreisräte einstimmig am Dienstag in Schrozberg und ziehen einen Schlussstrich. Träger des Kreisklinikums Crailsheim bleibt der Landkreis, die Selbstständigkeit wird gewahrt. Es gibt keine gesellschaftsrechtliche Verflechtung mit dem Diakoneo Diak-Klinikum in Schwäbisch Hall. Die beiden Häuser entwickelten aber das medizinische Konzept weiter und haben eine neue Kooperationsvereinbarung auf den Weg gebracht – extra laufen derzeit Gespräche zu Dienstleistungsvereinbarungen. Zudem stellt der Kreistag klar, dass das bestehende medizinische Leistungsspektrum des Klinikums Crailsheim und die 24-Stunden-Notfallversorgung erhalten werden. Landrat Gerhard Bauer und Sprecher der Fraktionen/Parteien nehmen öffentlich Stellung. Außer Frage steht dabei, dass es zwei starke Klinikstandorte im Landkreis braucht.

Unveränderte Ausgangslage

Der Landrat erläutert, dass sich an der Ausgangslage seit rund einem Jahr nichts verändert habe. Der Diakoneo-Vorstandsvorsitzende Dr. Mathias Hartmann bestehe weiter auf eine Mehrheitsbeteiligung in einer gemeinsamen Gesellschaft. Bauer warnt vor einem Abhängigkeitsverhältnis, das zwar Wirtschaftlichkeit verbessere, aber medizinische Leistungen reduzieren würde. „Die stationäre Gesundheitsversorgung ist die gesetzliche Aufgabe des Landkreises. Wir sollten diese Aufgabe nicht aus der Hand geben, sondern Crailsheim als kommunales Krankenhaus mit dem bestehenden Leistungsspektrum und einem Notfalldienst rund um die Uhr weiterführen.“

Siegfried Trittner stellt ein Zitat von Willy Brandt zur Wiedervereinigung auf den Kopf und bringt damit Ursachen auf den Punkt: „Man muss nicht zusammenfügen, was nicht zusammenpasst“. Neben rechtlichen Hürden sieht der Fraktionsvorsitzende der Freien vor allem einen Unterschied. Bei einer Gesellschaft, die Verluste mache, könne der Kreis diese sozialisieren, während Diakoneo auf Dauer aussteigen müsste. Sein Fraktionskollege Christoph Grimmer lobt den „operativen Erfolgskurs“ des Kreisklinikums und die „klare und nicht verhandelbare Position“ von Landrat Bauer und Klinikum-Geschäftsführer Werner Schmidt, wonach nur eine Lösung akzeptabel sei, bei der der Kreis weiter Einfluss auf die operative Steuerung des Klinikums nehmen könne. Grimmer regt an, im Dienstleistungsbereich auch das Gespräch mit kommunal getragenen Krankenhäusern zu suchen. Das sieht Jens Zielosko ähnlich, der dafür plädiert, im Gespräch zu bleiben und Augen sowie Ohren offen zu halten, was in der Kliniklandschaft passiert. Zum finanziellen Aspekt sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende: „In der Schule wirkt es sich positiv aus, seine Hausaufgaben zu machen, beim derzeitigen System der Krankenhausfinanzierung des Bundes wird man dafür bestraft. Solange sich hier nichts Gravierendes ändert, werden uns die Defizite erhalten bleiben. Das ist ärgerlich und ungerecht, aber leider nicht in unserer Hand.“ Eine signifikante Senkung des Defizits wäre auch in einer gesellschaftsrechtlichen Verflechtung nicht zu erreichen.

„Wir arbeiten weiter an einem guten Verhältnis, aber nicht um jeden Preis – vor allem nicht um den Preis, die Gesundheitsversorgung im Kreis aus der Hand zu geben“, sagt Hans-Joachim Feuchter (Grüne/ÖDP). Der Fraktionsvorsitzende betont, dass alles andere als 50 zu 50 dies bedeuten würde. Sein Fazit: „Wir sollten uns nur auf uns selbst verlassen, die Kontrolle über die Gesundheitsversorgung erhalten und ausbauen.“ Der eigenständige Kurs sollte fortgesetzt, gestärkt und die Kooperation mit Diakoneo verbessert werden. Auch Doppelstrukturen seien kein Problem, weil bei einem strukturell defizitären Grund- und Regelversorger „Zusatzangebote finanziell wichtig sind“. Er nennt unter anderem hervorragende Ärzte und steigende Patientenzahlen. „All das gefährden wir massiv, wenn wir unsere Klinik dem betriebswirtschaftlichen Tun und den Vorgaben des Diakoneo unterwerfen. Ob Haller oder Crailsheimer, das dürfen wir nicht tun.“

Selbstständigkeit sei kein Selbstzweck, im Vordergrund müsse die medizinische Versorgung und die Effizienz der Strukturen stehen, erläutert der SPD-Fraktionsvorsitzende Hermann-Josef Pelgrim. „Ich persönlich halte den Beschlusspunkt für überflüssig. Zumal wir in der vergangenen Sitzung das medizinische Konzept gemeinsam mit Diakoneo beschlossen haben und uns als Kreistag die genauen Konditionen und Rahmenbedingungen für eine Beteiligung von Diakoneo nicht vorliegen.“ Die SPD-Fraktion stehe zum Status Quo und zum bestehenden Leistungsspektrum des Klinikums Crailsheim. „Aber warum steht das überhaupt zur Abstimmung? Wer stellt dieses infrage? Oder sind damit Aufwendungen verbunden, die in den Wirtschaftsplänen nicht oder noch nicht abgebildet worden sind“, fragt Pelgrim. Die Sitzungsunterlage beschreibe die Situation mit operativem Defizit von 4,6 Millionen Euro nur bis 2019. „Einen Ausblick über die Entwicklung gibt sie nicht. Ich denke aber, wir können und müssen zu Recht erwarten, welche Auswirkungen unsere Entscheidungen haben“, fordert der Kreisrat. Es sei fahrlässig, auf Synergieeffekte zu verzichten und zu glauben, als kleines Krankenhaus alle Prozesse und Aufgaben optimal und kosteneffizient erfüllen zu können.

„Die Stunde Null“

„Jahre nach der Gründung ist dies die Stunde Null für das Kreisklinikum“, sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Stephen Brauer. Die Entscheidung für die Bestandswahrung stelle einen Vertrauensvorschuss für den Vorsitzenden des Klinikum-Aufsichtsrats, Gerhard Bauer, und den Klinikum-Geschäftsführer Werner Schmidt dar. „Jetzt liegt der Ball bei Ihnen“, sagt Brauer und verweist auf die selbst gesetzten Aufgaben wie Leistungswachstum durch den Erweiterungsbau mit wenig Personalzuwachs und Neuverhandlung der Dienstleistungsverträge als Chance. Die sollen mittelfristig dazu führen, dass das Defizit schrumpft. Dazu fordert Stephen Brauer konkretere Informationen.

„Wir stehen zu unserer sozialen Verantwortung, tragen den Defizitausgleich mit und bekennen uns zu beiden Standorten“, sagt Christfried Krause. Der AfD-Kreisrat kritisiert die „fahrlässige Gesundheitspolitik“ des Bundes. Kreisrätin Ellena Schumacher Koelsch betont, dass das Klinikum Crailsheim „in kommunaler Hand bleiben muss“. Sie fordert ein „solidarisches, gerechtes und barrierefreies Gesundheitssystem für den Landkreis“. Sie plädiert dafür, den Weg zu ebnen, um das Diakoneo mehrheitlich in kommunale Hand zu bekommen.

Interfraktioneller Antrag hat die Gesundheitsversorgung im ganzen Kreis im Blick

Die beiden Krankenhäuser bleiben durch eine Kooperationsvereinbarung verbunden, haben sich auf ein medizinisches Konzept geeinigt. In diesem Zusammenhang bringen FDP-Fraktion sowie die Kreisräte Annette Sawade (SPD) und Siegfried Trittner (Freie) einen Punkt in den Beschluss ein, um „die Gesundheitsversorgung des gesamten Landkreises im Blick zu haben“. Sie appellieren in dem interfraktionellen Antrag, dass die Mitglieder des Kooperationsausschusses beauftragt werden, die Kooperation schrittweise im Sinne von „Geben und Nehmen“ zu einer engeren Zusammenarbeit weiterzuentwickeln – ohne Zielsetzung eines gesellschaftlichen Zusammenschlusses.

Zum Beschlussvorschlag gehört auch, dass der Kreis in konkret benannten und begründeten Einzelfällen weiterhin bereit ist, das Diak bei der Anschaffung von medizinischen Großgeräten zu unterstützen. Voraussetzung: Die Geräte dienen vorrangig dem Fortschritt der Zentralversorgung und der Kooperation.

„Es gilt nur der Blick nach vorne“, sagt FDP-Kreisrat Walter Döring. Ihm wird in der Diskussion „der unschätzbare Wert des Diakoneo zu wenig zum Ausdruck gebracht“. Der Zentralversorger in Hall müsse gestärkt und geschützt werden. Der Antrag sei ein Signal für die bestmögliche Gesundheitsversorgung im Kreis. „Wir sollten die Tür nicht zuschlagen, sondern im Gespräch bleiben“, sagt SPD-Kreisrätin Annette Sawade. Es sei ein Glücksfall einen Zentralversorger und zwei Grund- und Regelversorger im Landkreis zu haben, denn das Diakoneo Diak-Klinikum übernehme auch Aufgaben der Grund- und Regelversorgung. cus

HALLER TAGBLATT / HOHENLOHER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF / 26.11.2020  Von Marcus Haas

"Wie die Wirtschaftlichkeit des Kreisklinikums Crailsheim mit einer Übernahme durch den Diakoneo-Konzern verbessert werden soll, konnte bis heute von der anderen Gesprächsseite nicht dargestellt werden", sagt Christoph Grimmer (Freie) im Kreistag.
Foto: Marcus Haas