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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

"Es geht um Schnelligkeit"

Medizin Rettungsdienste, Ärzteschaft und Kliniken aus der Region pochen auf eine bessere Versorgung bei der Luftrettung. Ein zusätzlicher Helikopter in Osterburken bringt für den Kreis wenig.

Wenn es um die medizinische Versorgung im Landkreis geht, darf man die Luftrettung mithilfe von Helikoptern nicht außer Acht lassen. Ein von der Landesregierung in Auftrag gegebenes Gutachten des Münchner Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) ist im vergangenen Jahr zu dem Schluss gekommen, dass die Organisation der Luftrettung durch das Land zu wünschen übrig lasse. „Es gibt weiße Flecken in der Versorgung“, stellt Institutschef Stephan Prückner laut DPA fest. Schwächen in der Versorgung durch Luftrettung sehen die Wissenschaftler des INM auch im Bereich Hohenlohe. Ein neuer Standort für die Stationierung in Osterburken im Neckar-Odenwald-Kreis soll laut Innenministerium Abhilfe schaffen.

Damit gibt sich der FDP-Landtagsabgeordnete Stephen Brauer nicht zufrieden. Er fordert eine Überprüfung der Luftrettungskonzeption der Landesregierung mit dem Ziel, einen weiteren Standort für die Stationierung eines Rettungshubschraubers im Bereich des Landkreises Schwäbisch Hall zu erreichen. Bei verschiedenen Gelegenheiten habe er „vermehrt mahnende Hinweise aus der Rettungspraxis“ dazu erhalten, dass ein in Osterburken stationierter Rettungshubschrauber aufgrund der Entfernung nicht in ausreichendem Maße in der Lage sei, auch den Landkreis Hall vernünftig mitzuversorgen, schreibt der Politiker in einer Pressemitteilung: „Die Bevölkerung im ländlichen Raum darf bei der Luftrettung nicht ins Hintertreffen geraten.“

Die Forderungen des Liberalen aus Crailsheim werden von den hiesigen Rettungsdiensten, der Ärzteschaft und den beiden großen Kliniken im Landkreis unterstützt. „Wir sind froh über jeden Vorstoß, die Situation im Rettungsdienst des Landes Baden-Württemberg zu verbessern“, teilt Markus Wagner mit, Pressesprecher des Diakoneo (Mutterhaus des Haller Diak). „Wir setzen uns nachdrücklich dafür ein, bei der Planung der neuen Standorte für Rettungshubschrauber die schwierigen Verhältnisse des Notarzt- und Rettungsdienstes im Landkreis Schwäbisch Hall zu berücksichtigen.“ Es sei richtig, dass ein laut Plan in Osterburken zu stationierender Rettungshubschrauber die Situation hier nicht verbessern werde. „Aus unserer Sicht ist ein Rettungshubschrauber-Standort in den Landkreisen Hohenlohe oder Schwäbisch Hall die beste Variante, um alle Anforderungen, auch die des Sekundärtransports, zu erfüllen“, stellt Wagner fest.

Einsätze in Bayern priorisieren

„Die Verbesserung der Luftrettung kann ich nur begrüßen“, sagt Werner Schmidt, Geschäftsführer des Klinikums Crailsheim. Je schneller der Patient in ein Krankenhaus eingeliefert werde, umso besser. Laut Dr. Helmut Kopp, Vorsitzender der Kreisärzteschaft Crailsheim, sei der in Dinkelsbühl-Sinbronn stationierte Rettungshubschrauber Christoph 65 für den Raum Crailsheim sehr wichtig und in der Regel rasch vor Ort. „Da aber Einsätze in Bayern priorisiert sind, kann es eben sein, dass er in entscheidenden Situationen nicht verfügbar ist“, sagt Kopp. Dies hätte ihm der leitende Notarzt am Klinikum Crailsheim, Dr. Michael Glaser, bestätigt. Ein im Neckar-Odenwaldkreis stationierter Helikopter brauche zu lange, um den Raum Crailsheim angemessen zu versorgen. „Somit wäre eine Stationierung eines Rettungshubschraubers im Landkreis Hall sehr wünschenswert“, sagt Kopp.

Er halte die Stationierung eines Rettungshubschraubers in Hohenlohe für den Landkreis Schwäbisch Hall für sinnvoller als den Standort Osterburken, stellt Dr. Karl Rosenhagen, Vorsitzender des DRK-Kreisverbands Schwäbisch Hall-Crailsheim, klar. „Bei der Luftrettung geht es um Schnelligkeit. Osterburken wäre für uns nicht ideal“, so Rosenhagen. Man dürfe beim Thema Luftrettung aber nicht nur an die Primärrettung denken, die Hubschrauber seien auch enorm wichtig, wenn es um schnelle Verlegung von Patienten gehe – beispielsweise bei Schlaganfällen.

Ein Dauerthema

Die Verbesserung des Rettungsdienstes sei ein Dauerthema im Bereichsausschuss, der sich aus Vertretern der Rettungsdienste, der Ärzteschaft, der gesetzlichen Krankenkassen sowie dem Landratsamt zusammensetze, sagt Landrat Gerhard Bauer. In den vergangenen Jahren habe es durch zusätzliche Notarztstandorte in Blaufelden und Gaildorf sowie die Aufstockung der Rettungswachen in Crailsheim und Schwäbisch Hall zwar Verbesserungen gegeben, trotzdem könne die Rettungsfrist von maximal 15 Minuten im Flächenlandkreis Schwäbisch Hall immer noch nicht überall eingehalten werden. „Ein Rettungshubschrauber auf baden-württembergischer Seite würde die Hilfsfristen nochmals verringern. Das wäre insbesondere dann der Fall, wenn der Hubschrauber auch nachts zum Einsatz kommen könnte“, sagt der Landrat. Deshalb habe er sich schon 2016 an Innenminister Thomas Strobl (CDU) gewandt, um die Bereitstellung eines nachtflugtauglichen Hubschraubers in Grenznähe zu unterstützen. „Dies halte ich nach wie vor für erforderlich. Ich habe auch die bayerische Initiative zur Aufrüstung in Dinkelsbühl unterstützt“, unterstreicht Bauer. Bislang weigere sich die baden-württembergische Landesregierung, sich an der Finanzierung eines 24-Stunden Betriebs des Rettungshubschraubers Christoph 65 zu beteiligen, schreibt dazu der Landtagsabgeordnete Brauer.

Keine Beschwerden

Kritischer sieht die Forderung des Politikers nur Elisabeth Koerber-Kröll, Vorsitzende der Kreisärzteschaft Schwäbisch Hall. Bevor man einen neuen Standort fordere, müsse man erst die Anzahl der angeforderten Hubschraubereinsätze aus den Nachbarkreisen kennen und die Zahlen genau analysieren. „Ich kann mich jedoch an keine Beschwerde über zu lange Wartezeiten in der letzten Zeit erinnern. Möglicherweise taucht das Thema auch nur mal wieder auf, weil die Landtagswahlen bevorstehen“, sagt die Medizinerin.


Stichwort

Bei Bedarf auch länderübergreifend

Soweit Gebiete Baden-Württembergs am Tag außerhalb des 20-Minuten-Radius und nachts außerhalb eines 30-Minuten-Radius liegen, seien diese nicht unterversorgt. Das teilte Staatssekretär Wilfried Klenk dem FDP-Landtagsabgeordneten Stephen Brauer nach einer Anfrage über Luftrettung im Kreis mit. Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber würden „in partnerschaftlicher Zusammenarbeit überregional, bei Bedarf auch länderübergreifend“, eingesetzt.

Nachts seien dies zum Beispiel die Hubschrauber Christoph Gießen und Christoph Nürnberg sowie die Schweizerische Rettungsflugwacht. Tagsüber seien für den nordöstlichen Landesteil in erster Linie Christoph 18 (Ochsenfurt) und Christoph 65 (Dinkelsbühl) zuständig. Die Notfallrettung werde in der Nachtzeit in erster Linie durch den bodengebundenen Rettungsdienst sichergestellt.

HALLER TAGBLATT / HOHENLOHER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF / 27.01.2021 Von Norbert Acker