Klinikum Crailsheim

Die Beschäftigten am Klinikum fragen sich: Warum wurden die Kollegen im Crailsheimer Krankenhaus schon früher immunisiert?

Kommt der Impfstoff zum Krankenhauspersonal oder kommt das Krankenhauspersonal zum Impfstoff? Auch an dieser Frage entzündete sich dieser Tage eine Diskussion am Haller Diak. Das Krankenhaus sollte direkt mit Impfstoff beliefert werden, um seine Mitarbeiter im medizinischen und pflegerischen Bereich zeitig zu immunisieren. Dazu kam es bisher nicht.  

Noch im Dezember sei die Direktlieferung von der Landesregierung abgesagt worden, schreibt der Diak-Pressesprecher Markus Wagner. Später wandte sich Baden-Württembergs Sozialminister Manfred Lucha an die Kliniken: Die Impfstoffknappheit ist der Grund, weshalb eine zeitnahe direkte Belieferung der Krankenhäuser nicht möglich ist.

Crailsheim besser vorbereitet?

Diese Nachricht hatte schon damals für Verwunderung gesorgt. Als dieser Tag bekannt wurde, dass am Kreisklinikum Crailsheim Impfstoff für Mitarbeiter verfügbar ist, in Hall aber nicht, hat dies das Unverständnis keineswegs verringert.

Ein Sprecher des Landkreises deutet an, warum es in Crailsheim schneller ging, Hall dagegen länger warten muss: Das Kreisklinikum in Crailsheim sei auf die interne Impfung der Mitarbeiter in der Klinik besser vorbereitet gewesen als das Diak.

Was ist damit gemeint? Information und Aufklärung der zu impfenden Mitarbeiter wäre in Crailsheim sorgfältiger und umfassender erfolgt.

„Jederzeit dazu in der Lage“

Ein Krankenhaus, das nicht darauf vorbereitet ist zu impfen? Dieser Darstellung widerspricht das Diak. „Wir sind selbstverständlich jederzeit dazu in der Lage, zu impfen“, entgegnet der Pressesprecher.

Dass die Mitarbeiter in Crailsheim früher geimpft wurden, wird am Haller Diak als Ungleichbehandlung empfunden. Über seinen Pressesprecher lässt das Diakoneo, die Betreiber-Gesellschaft des Haller Diaks, verlauten: „Wir hätten uns eine zeitliche und quantitative Gleichstellung mit anderen Häusern in der Region gewünscht.“

Michael Kilb, Diakoneo-Vorstand für den Bereich Gesundheit, habe den Landkreis schon zu einem früheren Zeitpunkt darum gebeten, dafür zu sorgen, dass der Impfstart an den Kliniken in Hall und Crailsheim zeitgleich erfolgen kann.

Die Klinikleitung um Georg Schmitz und Michael Kilb sei zuletzt täglich mit hohem Einsatz bemüht gewesen, das Vakzin über das Zentrale Impfzentrum zu bekommen, hieß es am Freitag in einer Mitteilung an die Diak-Beschäftigten.

Aus Stuttgart wird den Diak-Beschäftigten unterdessen vorgeschlagen, sich in Absprache mit der Krankenhausleitung Vor-Ort-Termine im Kreisimpfzentrum in Wolpertshausen oder im Zentralen Impfzentrum in Rot am See zu buchen. Dieser Ratschlag kam in Hall nicht besonders gut an. „Sollen denn etwa Hunderte Menschen ihre Arbeitsplätze verlassen, um nach Rot am See zu fahren“, fragte man sich am Haller Krankenhaus.

Lieferung am Freitag

Möglicherweise fruchten die Bemühungen durch die Geschäftsführung jetzt doch. Am Montagabend wurde die Nachricht bekannt: Am Freitag bekommt das Diak Impfstoff.

Wichtige Fragen sind dennoch offen: Mit wie vielen Impfdosen wird das Diak versorgt? Welches Vakzin wird in Hall gespritzt? Wann werden die Mitarbeiter in Hall geimpft?

Denkbar ist, dass Haller Ärzte und andere Berechtigte aus dem Haus impfen, und dass ein mobiles Impfteam aus einem der Impfzentren zur Erfassung und Dokumentation ans Diak kommt. Das wird frühestens übermorgen sein.

152 Beschäftigte des Kreisklinikums wurden erstmals geimpft

In Crailsheim wurden Ende letzter Woche 152 Beschäftigte erstmals geimpft, unter anderem solche, die in der Intensivstation, der Covid-19-Einheit und der Zentralen Notaufnahme arbeiten. Am 18. und 19. Februar soll dort der zweite Piks erfolgen.

Ärzte des Kreisklinikums und des Medizinischen Versorgungszentrums Crailsheim wurden beim Impfen von Assistenzkräften aus beiden Institutionen unterstützt. In zwei Besprechungsräumen wurden dazu Impfstellen eingerichtet.

Zur Verfügung stand den Crailsheimern der Impfstoff des deutschen Pharmaunternehmens Biontech. Geliefert wurde es aus dem Zentralen Impfzentrum in Rot am See.

HALLER TAGBLATT / Jürgen Stegmaier / HOHENLOHER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF / 03.02.2021