Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

"Das gibt Hoffnung und macht uns alle stark"

Werner Schmidt, Geschäftsführer des Klinikums Crailsheim, spricht über die aktuelle Lage, über Sorgen und Ängste sowie fehlendes Personal. Die Hilfspakte der Politik werden wohl nicht reichen, um die wirtschaftlichen Ausfälle der Klinik zu kompensieren.

INTERVIEW VON ELLEEN SCHEINER

REGIOBUSINESS Herr Schmidt, wie geht es Ihnen aktuell? Welche Erfahrungen haben Sie in den letzten Tagen gemacht?

WERNER SCHMIDT Mir geht es persönlich und gesundheitlich gut. Den Stress, den die Umstände mit sich bringen, halte ich aus. Auch alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten weit über dem normalen Pensum, das bekanntlich schon sehr groß ist. Das ganze Team rückt zusammen und hilft sich gegenseitig. Wir tun alles, um diesen Virus zu bekämpfen so viele Patienten wie möglich geheilt entlassen zu können.

REGIOBUSINESS Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf ein Krankenhaus in der Größenordnung des Crailsheimer Klinikums?

WERNER SCHMIDT Es herrscht Ausnahmezustand. Alles geht aber geordnet zu. Unter der Federführung unseres Klinischen Direktors zusammen mit einem Corona-Team mit Vertretern aus allen Bereichen des Krankenhauses, wurde frühzeitig ein „COVID 19 Verfahrensbuch“ zusammengestellt. Darin sind in mehreren Stufen die Maßnahmen beschrieben, die bei zunehmender Aufnahme von infizierten Patienten erforderlich werden. Die Führungskräfte treffen sich täglich, um die Lage zu besprechen und Entscheidungen abzustimmen.

REGIOBUSINESS Wo liegen aktuell die größten Probleme?

WERNER SCHMIDT Wir haben schon vor Wochen begonnen, unser Lager mit Schutzkleidung, Masken und Desinfektionsmitteln aufzufüllen und ordern ständig nach. Wir haben noch Vorräte, machen uns aber Sorgen, ob das so bleiben wird. Die von Bund und Land angekündigten Lieferungen müssen bald kommen und dürfen keine einmalige Aktion bleiben. Immer schwieriger wird die Unterbringung von Patienten, die aus dem Krankenhaus entlassen werden können, für die aber kein Platz in einem Pflegeheim oder in einer Rehabilitationseinrichtung gefunden werden kann. Unsere größte Sorge ist, dass auch ein Teil unseres Personals krank wird. Wir treffen natürlich bei der Arbeit alle notwendigen Schutzmaßnahmen. Unsere Beschäftigten haben aber auch ein Privatleben und sind Ansteckungsgefahren ausgesetzt, wie jeder von uns.

REGIOBUSINESS Gibt es Notfallszenarien, die in Kraft treten, wenn die Lage noch ernster wird? Was können Sie uns über diese sagen?

WERNER SCHMIDT Wir sind bereits im Notfallstatus, haben aber noch Reserven, die allerdings täglich geringer werden, weil mehr Patienten dazukommen als entlassen werden können. Stand 1. April liegen im Klinikum Crailsheim 33 Corona-Patienten auf der Isolierstation, davon 19 positiv getestet und 8 Verdachtsfälle. In der Intensivabteilung sind 6 infizierte Patienten isoliert. Davon müssen 5 Patienten mit Beatmungsgeräten versorgt werden. Wir stocken die Isolationsbereiche nach und nach auf. 

REGIOBUSINESS Der Hohenlohekreis ist schwer betroffen. Gehen Sie davon aus, dass Sie in Crailsheim Patienten aus diesem Kreis aufnehmen müssen?

WERNER SCHMIDT Der Hohenlohekreis zählt zum Einzugsgebiet des Diakoneo Diak Klinikums Schwäbisch Hall. Deshalb werden die Patienten aus dem Hohenlohekreis dort versorgt. Das Diak verfügt als Krankenhaus der Zentralversorgung über weit mehr Aufnahmekapazitäten als das Klinikum in Crailsheim. Unsere Funktion als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung ist die Behandlung von Patienten aus dem Mittelbereich Crailsheim. Deshalb würden wir aber keine Patienten abweisen. Ich befürchte aber, dass wir auch an der Grenze angekommen sein werden, wenn Schwäbisch Hall nicht mehr aufnahmefähig ist. Soweit wird es hoffentlich nicht kommen. Ausschließen kann das aber niemand.  

REGIOBUSINESS Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die Krankenhäuser in Hohenlohe-Franken, besonders auf das Crailsheimer Krankenhaus?

WERNER SCHMIDT Wir haben im Moment anderes zu tun, als nach den Zahlen zu schauen oder gar die Patientenaufnahme nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu steuern. Die Versorgung aller Patienten ist jetzt erst einmal das Wichtigste.

REGIOBUSINESS Gesundheitsminister Jens Spahn hat Hilfspakete von bis zu 10 Milliarden Euro für die Krankenhäuser in Deutschland versprochen. Reichen diese Mittel aus, um alle Einrichtungen vor dem Bankrott zu retten?

WERNER SCHMIDT Unseren bisherigen Erfahrungen sprechen dagegen. Wir haben, wie alle anderen Krankenhäuser auch, die nicht so dringenden Operationen abgesetzt und die ambulanten Leistungen massiv zurückgefahren. Das führt zu Erlösausfällen, die hoffentlich mit den Spahn-Milliarden ausgeglichen werden. Das reicht aber nicht. Die Kosten für den medizinischen Sachbedarf sind explodiert. Die Beschäftigten leisten Überstunden, und wir stellen fachkundiges Personal ein, das sich nach den öffentlichen Aufrufen des Landrats meldet. Deshalb steigt der Aufwand. Ich befürchte, dass nichts übrigbleibt vom Hilfspaket der Bundesregierung und am Ende noch mehr Krankenhäuser Verluste machen. Nach der Krise muss die Politik die Krankenhausfinanzierung deutlich verbessern und dann hört hoffentlich die Debatte über den Bettenabbau auf.  

REGIOBUSINESS Wie sieht die aktuelle Personalsituation in Crailsheim aus?

WERNER SCHMIDT Knapp, wie überall. Es fehlt uns nicht an Stellen, sondern an fachlich qualifizierten Bewerbern. Uns helfen vereinzelt Ruheständler aus, ebenso wie ehemalige Beschäftigte in Pflegeberufen und Studenten. Jede qualifizierte Fach- und Hilfskraft wird jetzt gebraucht und soll sich gerne bei uns in der Personalabteilung melden.

REGIOBUSINESS Eine Einschätzung von Ihnen: Wie wird die Situation weitergehen? Was kommt noch auf die Menschen und besonders auf die Krankenhäuser zu?

WERNER SCHMIDT Das kann niemand verlässlich sagen. Das Krankenhauspersonal in Crailsheim gibt die Hoffnung nicht auf und tut alles für die Infizierten und auch für alle anderen Patienten. Wir freuen uns, dass das in der Öffentlichkeit anerkannt wird, und wir sehen uns in diesem Kampf nicht allein. Ganz Deutschland stemmt sich gegen den Virus. Das gibt Hoffnung und macht uns alle stark. 

REGIOBUSINESS / Südwest Presse / Ausgabe April 2020 / Seite 6 / 04.04.2020

Werner Schmidt, Geschäftsführer des Klinikums Crailsheim. 
Foto: Klinikum Crailsheim
Werner Schmidt, Geschäftsführer des Klinikums Crailsheim.
Foto: Klinikum Crailsheim