Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

"Zentren sollen gestärkt werden"

Diak Diakoneo-Chef Mathias Hartmann macht sich für eine gesellschaftsrechtliche Verbindung der beiden Krankenhäuser im Landkreis Hall stark. Er will aber die Mehrheit.

Vor rund einem halben Jahr verschmolzen die Diakoniewerke Schwäbisch Hall und Neuendettelsau zum neuen Unternehmen Diakoneo, wozu auch ein Verbund mit sechs Kliniken zählt: Worin sehen Sie durch die Fusion in der Gesundheitsversorgung den größten Mehrwert für Patienten im Landkreis Schwäbisch Hall?

Mathias Hartmann: Es gibt schon einige positive Entwicklungen. Durch die Zusammenarbeit mit dem Bereich Neuroradiologie der Universität Heidelberg können wir ein relativ schonendes Verfahren zur operativen Entfernung von Blutgerinnseln, die sogenannte Thrombektomie, anbieten. Mit den Heidelberger Uni-Kliniken arbeiten wir auch zum Thema FAST zusammen. FAST steht für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit). Die zentrale Notfallaufnahme im Landkreis Schwäbisch Hall erreicht dadurch jetzt die höchste Notfallversorgungsstufe. Geplant ist aktuell der Einsatz einer Navigation zur optimalen Platzierung von Implantaten in die Wirbelsäule und ins Becken.

Kommt mit dem Kreisklinikum Crailsheim bald ein siebtes Krankenhaus in den Verbund?

Wir haben ein Angebot gemacht, das keine politische Mehrheit im Landkreis gefunden hat. Eine gemeinsame Gesellschaft braucht in unseren Augen eine starke Führungsspitze, um in dem schwierigen Umfeld der aktuellen Gesundheitspolitik schnell und flexibel agieren zu können. Deswegen streben wir eine Mehrheit der Anteile an. Landrat Gerhard Bauer möchte auf Augenhöhe arbeiten. Wir hoffen sehr, dass es trotz dieser unterschiedlichen Haltung noch zu einer gesellschaftsrechtlichen Verbindung kommt. Für beide Häuser ist es schwierig, Schwerpunkte zu bilden und die Zusammenarbeit im medizinischen Bereich zu verstärken, wenn die Träger unterschiedlich bleiben. Wir müssen eine verschärfte Konkurrenz auf Kosten der Zukunftsfähigkeit beider Häuser vermeiden. Deshalb bleiben wir gesprächsbereit und bereiten ein neues Angebot der Kompromisse vor.

Würden Sie dann auch die entsprechende Mehrheit am Defizit des Kreisklinikums Crailsheim von fast fünf Millionen Euro pro Jahr übernehmen?

Das wird dann Thema in den weiteren Gesprächen mit den Landkreisverantwortlichen sein. Mit der Stadt Schwabach haben wir in einem ähnlichen Fall eine gute Lösung gefunden. Die Stadt kam auf uns zu, weil ihr Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung zunehmend in wirtschaftliche Probleme geriet. Das Defizit wuchs. Anfang des Jahres 2018 haben wir das Haus in unseren Verbund übernommen und halten 75 Prozent, die Stadt 25 Prozent der Anteile in der Gesellschaft. Mit einem Defizit von 1,5 Millionen Euro liegen wir im Wirtschaftsplan. Unser Ziel ist die schwarze Null. Bei der Rangauklinik in Ansbach ist uns das inzwischen gelungen. Diese Lungenfachklinik haben wir vor etwas mehr als elf Jahren ebenfalls defizitär übernommen.

Warum pochen Sie so darauf, dass Sie die Mehrheit in einer gemeinsamen Konstruktion haben müssen?

Im Verbund lässt sich nur dann schnell operativ entscheiden, wenn es eine klare Führungsstruktur gibt. Es braucht einen Geschäftsführer für beide Häuser, der flexibel handlungsfähig ist. Das wäre in einer Pattsituation nicht der Fall. Die negativen Folgen in einem Gesundheitsmarkt, in dem Wettbewerb und Entscheidungsdruck zunehmen, würden beide Partner negativ zu spüren bekommen. Es lässt sich aber vertraglich regeln, dass wichtige strategische Entscheidungen nur einstimmig getroffen werden können. Außerdem müssen wir vermeiden, dass die Konkurrenz zwischen den beiden Krankenhäusern im Landkreis Schwäbisch Hall zunimmt.

Haben Sie ein Beispiel dafür, dass es bereits Konkurrenz zwischen den beiden Häusern gibt – wo schädigt Wachstum beim Grund- und Regelversorger in Crailsheim den Zentralversorger in Hall?

In der Kardiologie, der Lehre vom Herzen. In Crailsheim wurde vor Jahren ein Herzkatheterlabor aufgebaut. Dadurch hat das Haller Diak Patienten an das Kreisklinikum Crailsheim verloren. Das ergab wirtschaftlich einen Umsatzverlust von rund einer Million Euro pro Jahr. Gleichzeitig sehe ich keine positiven wirtschaftlichen Effekte in Crailsheim, wo das Defizit wächst.

Aber ist das aus medizinischer Sicht nicht ein Vorteil für die ortsnahe Gesundheitsversorgung in Crailsheim und Umgebung, bei akuten Herzbeschwerden wie einem Infarkt zählt doch jede Minute?

Die Doppelstruktur macht auch medizinisch keinen Sinn. Die Patienten können im Diak-Klinikum genauso gut behandelt werden. Dass dies wirklich so ist, bestätigen unsere Erfahrungen im Diakoneo-Verbund, zu dem das erwähnte Krankenhaus in Schwabach gehört. Dort wird in solchen Fällen die Erstversorgung gemacht und der Patient dann zur weiteren Behandlung in 20 Minuten zur rund 20 Kilometer entfernten Klinik in Neuendettelsau transportiert – eine sinnvolle Kombination. In Schwäbisch Hall stellt das Diak-Klinikum übrigens schon seit 20 Jahren und auch weiterhin die Rufbereitschaft und die Notfallbereitschaft rund um die Uhr für den ganzen Landkreis sicher.

Die Entfernung zwischen Crailsheim und Schwäbisch Hall ist größer, liegt bei rund 35 Kilometern: Macht das aus medizinischer Sicht nichts aus?

Nein – sagen Experten und Erfahrung.

Das Kreisklinikum Crailsheim ist auf Wachstumskurs: Würden Sie das beenden, wenn Sie das Sagen hätten?

Wachstum sollte in beiden Kliniken nicht auf Kosten des jeweils anderen stattfinden, damit sich beide Standorte im Landkreis Schwäbisch Hall positiv entwickeln. Durch den Aufbau von Doppelstrukturen sinkt langfristig die Qualität an beiden Standorten. Das wäre für die ganze Bevölkerung im Landkreis und der Region schlecht. Welche Vorstellung haben Sie von der bestmöglichen Gesundheitsversorgung im Landkreis Hall? Das Diak-Klinikum ist und bleibt der Zentralversorger mit einer großen Bandbreite an medizinischen Leistungen, die auf einem hohen Qualitätsniveau erbracht werden. Dazu gibt es ergänzend das Klinikum Crailsheim als Grund- und Regelversorger, der einzelne Spezialisierungen und Schwerpunkte hat. Diese Vorgehensweise passt zur gesundheitspolitischen Linie. Zentren sind gewollt, sie sollen gestärkt werden.

Haben Sie ein positives Beispiel, das es bereits gibt?

Die Geriatrie, die Altersheilkunde, mit Schwerpunkt in Crailsheim.

Sie haben auf dem Diakgelände den zweiten Neubauabschnitt zu stemmen: Mit welchen Kosten rechnen Sie und woher kommt das Geld?

Wir rechnen mit rund 80 Millionen Euro, und wir hoffen auf eine hohe Förderquote, bedeutet mindestens 50 Millionen Euro vom Land. Die 30 Millionen Euro an Eigenmitteln werden selbstverständlich zur Verfügung gestellt. Das ist sicher, so wie die gesamte Struktur des Bauprojekts ohne zeitliche Verzögerung in Diakoneo überführt wurde.

Wie geht es konkret mit dem Neubau weiter?

Es laufen die Arbeiten, die den zweiten Neubauabschnitt vorbereiten. Der Ver- und Entsorgungstunnel zwischen Kinderklinik und dem Bettenhaus ist fertig. Der nächste Schritt wird die Sanierung des Waldhauses sein. Im Anschluss soll das Hochhaus rückgebaut werden. In der Folge entsteht der eigentliche kompakte Neubau zwischen Bettenhaus und Waldhaus sowie Kinderklinik. Es werden unter anderem neue Kreißsäle, Bettenstationen, eine Intensivstation und die Notfallversorgung geschaffen – wichtige Investitionen in die Zukunft des Zentralversorgers mit rund 500 Betten. 2025 soll alles fertig sein.

Wie sicher sind die Fördermittel des Landes?

Das Land hat die Förderung im Prinzip zugesagt, aber die Förderbescheide fehlen noch. Wir warten auf ein Fördergespräch für die Waldhaussanierung. Im Herbst 2020 gibt es einen Termin für den eigentlichen zweiten Bauabschnitt. Wir bauen und werden weiter bauen.

Eine Voraussetzung dafür, dass Fördermittel vom Land fließen, ist eine Kooperationsvereinbarung zwischen Haller Diak und Kreisklinikum Crailsheim, die Diakoneo und Landkreis vom Institut hcb erstellen ließen und dem Sozialminister vorgelegt haben: Wie bewerten Sie die Vereinbarung der beiden Häuser?

Es ist der kleinste gemeinsame Nenner. Positive wirtschaftliche Effekte gibt es dadurch nicht, weil jeder Geschäftsführer für seine Klinik verantwortlich bleibt. Erst mit einer gesellschaftsrechtlichen Verbindung unter einer Trägerschaft, unter einer Geschäftsführung ändert sich das, können Schwerpunkte gebildet, kann die Zusammenarbeit im medizinischen Bereich verstärkt werden, lässt sich zunehmende Konkurrenz vermeiden.

Wie optimistisch sind Sie, dass es noch zu einer gesellschaftsrechtlichen Verbindung mit dem Kreisklinikum Crailsheim kommt?

Die Chancen sind leider gesunken. Wenn sich alle Beteiligten einen Ruck geben und eine medizinisch, aber auch wirtschaftlich sinnvolle Lösung wollen, können wir es gemeinsam noch schaffen.

Wie läuft die Zusammenarbeit weiter, wenn es keine gemeinsame Krankenhausbetriebsgesellschaft gibt?

Dann bleibt es auf einem niedrigen Kooperationsniveau. Ich hoffe nicht, dass es in der Folge zu zunehmender offener Konkurrenz zwischen den beiden Krankenhäusern kommt.

HALLER TAGBLATT / HOHENLOHER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF / 23.01.2020 Von Marcus Haas  

"Wenn sich alle Beteiligten einen Ruck geben und eine medizinisch, aber auch wirtschaftlich sinnvolle Lösung wollen, können wir es gemeinsam noch schaffen", sagt Diakoneo-Chef Dr. Mathias Hartmann zu einer gesellschaftlichen Verbindung von Diak Hall und Kreisklinikum Crailsheim.
Foto: Diakoneo