Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

"Keine Einzelkämpfer"

Die Krankenschwester Theres Bürk (25) arbeitet auf der gastroenterologischen Station des Klinikums auch mit Covid-Patienten. Das Leugnen der Virus-Bedrohung hält sie für unverschämt.

Ich werde nie etwas mit älteren Menschen machen”, war sich Theres Bürk noch zu Schulzeiten sicher. Doch nach der zweijährigen Berufsfachschule überdachte sie ihre Zukunftswünsche noch einmal und entschied sich, eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen. „Ich bin ins kalte Wasser gesprungen und es war sofort mein Ding“, erinnert sie sich an ihre Ausbildungszeit in Winnenden und Künzelsau. Menschen helfen, sehen wie sie gesund werden, wie dankbar sie sind, das ist es, was die junge Krankenschwester seitdem antreibt. „In diesem Beruf hört man so oft das Wort Danke“, sagt sie und bereut ihre Berufswahl auch heute nicht.

Was sie schade findet ist, dass es eine Pandemie wie Corona braucht, um einen so wichtigen Beruf ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken. „Der Beruf war und ist nicht leicht“, sagt Theres Bürk und sie findet es gut, dass in der Öffentlichkeit jetzt mit mehr Wertschätzung über Krankenschwestern- und Pfleger gesprochen wird. Allerdings findet sie es eher befremdlich, dass jetzt oft von „Helden“ gesprochen wird. Als Heldin will sich die junge Frau aber nicht sehen, denn in der Realität gibt es in ihrem Beruf keine Einzelkämpfer. „Das gehört immer ein ganzes Team dazu“.

Teil der neuen Arbeitswelt

Für Theres Bürk, die inzwischen noch eine Zusatzausbildung als Wundexpertin hat, stand schnell fest, dass sie auf der Inneren arbeiten möchte und nicht in der Chirurgie. Das sind zwei Welten”, erklärt sie, wie sie vor zwei Jahren an ihrem jetzigen Arbeitsort gelandet ist. Dass diese Entscheidung sie einmal an die Front stellt, wenn eine Pandemie wie Corona eintritt, daran hätte sie nicht im Traum gedacht. Doch inzwischen ist das Virus Teil ihrer Arbeitsrealität und die veränderten Arbeitsbedingungen beeinflussen auch das Privatleben.

„Wir hatten schon immer mit Isolier-Situationen zu tun, wir wussten also was wir zu tun hatten, aber als die Station nach und nach mit Covid belegt wurde, da war das schon anders, anstrengend und neu“, blickt sie zurück auf den Zeitpunkt, als das Virus auch in Crailsheim ankam. Der erste Fall war in der zweiten Märzwoche, wenige Tage später wurde eine Covidstation eingerichtet und noch eine Woche später war die Station komplett isoliert. „Ab da war klar, jetzt ist draußen was los“, erinnert sich Theres Bürk, die zugibt, dass sie und die Kollegen in dieser Situation auch mit Ängsten zu kämpfen hatten. „Ein neuer Virus, keiner weiß wie es wird und es gibt keine Erfahrungswerte, klar hatten wir Angst“, sagt sie. Doch Angst hatten sie vor allem um die Patienten, die in ihrer Obhut landeten, denn Angst sich in der Klinik anzustecken hatte die junge Schwester nie. „Wir waren immer gut versorgt mit Schutzkleidung bei uns auf Station“, betont sie. Angst hatte sie aber davor, das Virus mit nach draußen zu nehmen, die Eltern, Freunde und Bekannte anzustecken, weshalb sie sich praktisch Selbstisolation verordnete. Ihre Erfahrung zeigt auch, das Menschen einen großen Bogen um sie machen, wenn sie erzählt, wo sie arbeitet.

An Grenzen stoßen

Unverantwortlich findet sie es, wenn Menschen sich im Alltag nicht an die allgemeinen Schutzmaßnahmen halten. „Wir haben bei Patienten um Leben und Tod gekämpft, die vorher noch ganz fit waren. Zu sagen, das gibt es hier in Crailsheim nicht, finde ich unverschämt“, sagt sie empört. Auch die Aufregung um einfache Mund-Nasenbedeckung versteht sie nicht, nachdem sie unter Kopfschmerzen, Zahnfleischbluten, Müdigkeit und Druckstellen hinter den Ohren und an der Nase gelitten hat, die die FFP 3 Maske ihr bei der Arbeit verursacht hat. „Da ist man an seine Grenzen gestoßen“, sagt sie.

Enttäuschung

Doch die schwierigen Arbeitsbedingungen haben das Team auf ihrer Station zusammengeschweißt und sie geht lieber denn je zur Arbeit. Dass sich dieses Engagement nicht auch finanziell bemerkbar macht, merkt sie mit spürbarer Enttäuschung an. „Geld von Herrn Spahn haben wir nicht bekommen. Da waren wir sehr enttäuscht“, sagt sie und verweist auf die besonderen körperlichen und psychischen Bedingungen, unter denen sie im Moment arbeiten müssen.

Mittlerweile macht’s die Krankenschwester übrigens wütend, wenn Menschen die Pandemie kleinreden. „Da werde ich schon energischer, wenn jemand sagt das ist Larifari, es geht teilweise wirklich um Leben oder Tod, da muss man gar nicht diskutieren.“

Hohenloher Tagblatt / 02.06.2020 Von Julia Vogelmann  

Theres Bürk, Krankenschwester im Klinikum, erzählt vom neuen Arbeitsalltag. sd
Theres Bürk, Krankenschwester im Klinikum, erzählt vom neuen Arbeitsalltag. sd