Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Was bleibt in Rothenburg?

 

Was bleibt in Rothenburg von der klassischen Klinik?

Gesundheit. Im nördlichen Altkreis Crailsheim ist das Rothenburger Krankenhaus eine wichtige Anlaufstelle. Doch hat es Zukunft? Eine Podiumsdiskussion konnte Unsicherheiten nicht beseitigen. Von Dieter Balb

Der Klinik-Förderverein „Mediroth“ hatte zur Diskussion unter dem Titel „Das Rothenburger Krankenhaus – ein Gesundheitszentrum“ in die Reichsstadthalle geladen. Mehr als 500 Besucher kamen, darunter viele Hohenloher, die fast ein Drittel der Patienten ausmachen. Vor der Halle hielten Klinik-Bedienstete Protesttafeln hoch: „Krankenhaus statt Gesundheitszentrum – wir sind kein Einkaufszentrum!“ und „Patient vor Profit“ stand da.

Manche befürchten unter dem Schlagwort „Gesundheitszentrum“ – ein solches wird vom Verbund „ANregiomed“, zu dem das Rothenburger Krankenhaus zählt, erklärtermaßen angestrebt – ein getarntes Kliniksterben. Und gegen ein ebensolches Sterben von Krankenhäusern auf dem Lande richtet sich eine von Rothenburg ausgehende bundesweite Online-¬Petition, die 52 000 Menschen unterschrieben haben.

Nur schriftliche Fragen

Mit dem ehemaligen Wildbad-¬Leiter Pfarrer Herbert Dersch hatte man einen ausgleichenden Moderator gefunden. Dass nur schriftlich eingereichte Fragen zugelassen waren, enttäuschte das Publikum derweil.

Noch nicht einmal zwei Jahre ist Dr. Gerhard Sontheimer als Sanierungsmanager des „ANregiomed“-Verbundes (Ansbach mit 360, Rothenburg mit 165 und Dinkelsbühl mit 145 Betten) tätig. Die einzige Chance, neben dem größten Haus in Ansbach die beiden Grundversorgungs-Standorte Rothenburg und Dinkelsbühl zu erhalten, sehe er in einem starken Verbund, der als ein gemeinsames Haus zu betrachten sei, sagte er bei der Diskussion.

Rothenburgs Oberbürgermeister Walter Hartl, der im Verwaltungsrat der Klinik sitzt, sieht keine drohende Schließung. Das sei auch nicht Auslöser der Petition, sondern es gehe darum, welche Medizin künftig noch wo angeboten werde. Die Politik jedenfalls müsse „gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land schaffen“.

Dr. Rainer Hoffmann, der die Forderungen der Petition zuletzt in der ARD-Sendung „Hart aber fair“ vertreten hatte, sieht die Klinikversorgung in der Fläche bedroht. Fallpauschalen sorgten für eine Aufteilung „in lukrative und weniger lukrative Patienten“.

„Auf dem Lande unerlässlich“

Krankenhäuser der Grundversorgung hält er auf dem Lande für unerlässlich. Es gehe um Besuchsmöglichkeiten für Ältere, die Notarztversorgung, die Notfallambulanz, aber auch um Fachärzte, die oft von Kliniken ausgebildet würden und dann eine Praxis vor Ort übernähmen. Ein solcher Grundversorger sei aber schnell in den roten Zahlen, „es sei denn, er kann besser vergütete spezielle Leistungen erbringen wie in Rothenburg die Kardiologie mit Herzkatheter und die Orthopädie mit Gelenkersatz“.

Sanierungsmanager Sontheimer betonte, zu Synergien sei es seit der „ANregiomed“-Gründung kaum gekommen. Dafür seien Defizite von 10 bis 20 Millionen jährlich eingefahren worden. Ihm gehe es um die „Sicherstellung einer angemessenen, hochwertigen, langfristig ausgerichteten medizinischen Versorgung in Stadt- und Landkreis Ansbach“. Das bedeute jedoch nicht „alles Machbare und Wünschenswerte und dann noch gleichzeitig an allen Standorten“. Das neue Konzept verfolge die Stabilisierung der Standorte durch Nachbesetzung wichtiger Chefarztpositionen, dezentrale Verantwortung, kaufmännische Direktoren in jedem Haus „nach dem Prinzip alles so lokal wie möglich und so zentral wie erforderlich“.

Das Krankenhaus der Zukunft sei „spezialisierter, zentralisierter, ambulanter und vernetzter“. Lösungen wie in Dänemark mit Großkliniken, die eine Anfahrt von bis zu 150 Kilometer nötig machten, seien in Deutschland aber nicht denkbar.

Nach langen, fachspezifischen Aussagen wurde das Publikum ungehalten und es gab Zwischenrufe, doch endlich zum Kernthema zu kommen. „Wir werden perspektivisch im Jahr 2020 damit beginnen, uns in Dinkelsbühl, in Rothenburg, aber auch in Ansbach, in Richtung eines interdisziplinären Gesundheitszentrums zu entwickeln“, sagte Sontheimer daraufhin. Das bedeute mehr Verknüpfung von stationärer und ambulanter Behandlung, enge Zusammenarbeit, Austausch von Personal und technische Anbindung. Dazu komme eine weitere Spezialisierung im Verbund. Medizinische Versorgungszentren sollten einbezogen werden, ferner sei die Ansiedlung von Fachärzten im Krankenhaus-Umfeld wünschenswert.

Zahlen eingebrochen

In Rothenburg habe man einiges erreicht, neue Ärzte seien eingestellt worden, man biete weiter gute Leistungen in den Fachabteilungen Innere, Chirurgie, Gynäkologie mit Geburtshilfe und Kardiologie. Aber durch Personalprobleme seien die Wirtschaftszahlen jetzt auch am Standort Rothenburg eingebrochen.
Er nehme von der Diskussion mit, so „Mediroth“-Vorsitzender Hans-Peter Nitt, „dass es technisch unglaublich vorwärtsgeht, aber gleichzeitig das Menschliche ein bisschen auf der Strecke bleibt“. In der Bilanz des Abends sah man das Bekenntnis zum Erhalt aller drei Standorte als wesentlich an. Unter den Besuchern waren unverändert viele skeptische Stimmen zu hören. Zu groß bleibt die Unsicherheit, was bei einem Gesundheitszentrum von der klassischen Klinik übrig bleibt.

HOHENLOHER TAGBLATT / 27.11.2019