Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

"Wir sind gewachsen worden"

Kreisklinikum Landrat Bauer und Geschäftsführer Schmidt favorisieren eine gemeinsame Krankenhausbetriebsgesellschaft mit dem Haller Diak. Sie fordern dabei Augenhöhe.

Welche Vorstellung haben Sie von der bestmöglichen Gesundheitsversorgung im Landkreis Schwäbisch Hall – vor allem mit Blick auf die Entwicklung der beiden Krankenhäuser?

Gerhard Bauer: Das Kreisklinikum Crailsheim und das Diakonie-Klinikum Schwäbisch Hall entwickeln partnerschaftlich die Gesundheitsversorgung im Landkreis weiter. Im Mittelpunkt steht der Patient und die bestmögliche medizinische Versorgung unserer Einwohner. Die ortsnahe Gesundheitsversorgung ist oberstes kommunalpolitisches Ziel. Das gilt für Crailsheim genauso wie für Schwäbisch Hall. Der ideale Partner für das Kreisklinikum ist und bleibt das Diakonie-Klinikum. Wir arbeiten seit vielen Jahren zusammen. Zuletzt wurde im vergangenen Herbst eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung beim Sozialministerium abgegeben. Im Mittelpunkt steht der Patient. Die ortsnahe Gesundheitsversorgung ist oberstes kommunalpolitisches Ziel.

Wie bewerten Sie diese Kooperationsvereinbarung der beiden Krankenhäuser?

Bauer: Das ist eine solide und ausbaufähige Grundlage für die weitere Zusammenarbeit in den nächsten Jahren. Zur Grund- und Regelversorgung gehören fundamental die Innere Medizin, die Orthopädie und die Chirurgie.

Welches Modell der künftigen Zusammenarbeit favorisieren Sie?

Bauer: Ich bin nach wie vor der Meinung, dass eine Gesellschaft zur gemeinsamen Steuerung beider Krankenhäuser im Kreis die beste Lösung wäre, die zu gleichen Teilen von Diakoneo beziehungsweise Diak und Landkreis beziehungsweise Klinikum Crailsheim getragen wird. Jeder der Partner hat je 50 Prozent Anteile der Gesellschaft. So könnten alle wichtigen Entscheidungen auf Augenhöhe getroffen und eine medizinische Gesamtstrategie für den Landkreis von einer gemeinsam berufenen Geschäftsführung nachhaltig umgesetzt werden. Davon würden beide Krankenhäuser profitieren.

Werner Schmidt: In der gesellschaftsrechtlichen Verzahnung müssten dann Veränderungen auf den Weg gebracht und geprüft werden, wie das praktisch aussehen soll. Dabei geht es vor allem darum, weitere Schwerpunkte in der medizinischen Versorgung zu setzen. Wenn an einem Krankenhausstandort ein Schwerpunkt entsteht, dann wird in der Regel am anderen etwas weggenommen, sonst gibt es keine positiven wirtschaftlichen Effekte. In einer gemeinsamen Gesellschaft hätten Geschäftsführung und Ärzte dabei das Ganze, also beide Krankenhäuser im Blick. So lässt sich Konkurrenz vermeiden und eine noch bessere Zusammenarbeit entwickeln.

Bauer: Zudem haben beide Krankenhäuser ein eigenes Einzugsgebiet. Das Klinikum Crailsheim gewinnt zusätzliche Patienten aus dem Ostalbkreis und der bayerischen Nachbarschaft. In der Mitte des Landkreises Schwäbisch Hall überschneiden sich die Einzugsbereiche von Diakonie-Klinikum und Kreisklinikum. Die Patienten entscheiden dann selbst, in welches Krankenhaus sie gehen.

Haben Sie ein Beispiel für einen Schwerpunkt, den es am Klinikum Crailsheim bereits gibt?

Schmidt: Das ist standortübergreifend bei der Altersmedizin der Fall – ein Bereich, der aus medizinischer Sicht immer wichtiger wird, sich aber aus wirtschaftlicher Sicht nicht gut rechnet. Zudem wird es immer schwieriger, Pflegekräfte zu bekommen. Die Situation verschärft sich künftig durch gesetzliche Vorgaben, wie Personaluntergrenzen, die einzuhalten sind.

An welche Schwerpunkte denken Sie als Erstes noch, die in der Grund- und Regelversorgung in Crailsheim möglich wären?

Schmidt: Zur Grund- und Regelversorgung gehören fundamental die Innere Medizin, die Orthopädie und die Chirurgie. Diese Abteilungen müssen bestehen bleiben und möglichst breit aufgestellt sein, um das Einzugsgebiet auch an den Rändern abzudecken. Die Ärzte können aber standortübergreifend arbeiten. Dadurch kann in der Gastroenterologie, der Kardiologie, der Unfall-, Viszeral- und Gefäßchirurgie an beiden Standorten das Leistungsspektrum erhalten und gemeinsam ausgebaut werden. Wir brauchen aufgrund der weiten Entfernungen im Landkreis weiterhin Doppelstrukturen bei medizinischen Leistungen, die aber von den Ärzten standortübergreifend erbracht werden könnten. Auch die Geburtshilfe ist in Crailsheim nicht verzichtbar. Dazu sind die Entfernungen in unserem Flächenlandkreis einfach zu weit.

Warum ist Ihnen in einer gemeinsamen Gesellschaft Augenhöhe so wichtig?

Bauer: Wir müssen die Krankenhausversorgung im Kreis gemeinsam voranbringen. Dabei hat es keinen Wert, wenn der eine über den anderen bestimmt. Die Perspektiven sind unterschiedlich. Diakoneo hat seinen Hauptsitz in Neuendettelsau. Wir als Partner vor Ort sind näher an den Menschen dran. Eine Verteilung der Anteile auf Augenhöhe, das ist in anderen Gesellschaften im Landkreis ja auch so.

Haben Sie ein Beispiel?

Bauer: Nehmen Sie den Kreisverkehr. Im Verkehrsverbund für Bus und Bahn gilt es, unterschiedliche Interessen in der Gesellschaft ausgewogen zu verteilen. Die eine Hälfte der Anteile haben Busunternehmer und Vertreter der Eisenbahngesellschaften und die andere hat der Kreis. Wenn nur einer das Sagen hat, dann kann wertvolles Wissen und Erfahrung verloren gehen.

Ließen sich in einer Minderheitsbeteiligung wichtige Entscheidungen nicht so vertraglich festlegen, dass diese von den Gesellschaftern nur einstimmig zu beschließen wären – Stichwort Konsortialvertrag?

Bauer: Solche Verträge greifen theoretisch, lassen sich eventuell bei bestimmten Fragestellungen anwenden. Sie sind aber faktisch immer dehnbar und umgehbar. Das wird Ihnen jeder Jurist sagen.

Warum ist das Klinikum Crailsheim auf Wachstumskurs?

Bauer: Wir sind gewachsen worden, haben einen rasanten Patientenanstieg, auch weil sehr gute Ärzte im Klinikum Crailsheim arbeiten. Die durchschnittliche Bettenbelegung liegt mittlerweile bei über 90 Prozent. Diese Entwicklung begann, noch bevor wir den Neubau im Jahr 2016 eingeweiht haben. Deshalb brauchen wir die Erhöhung der Bettenzahl von 165 auf 200 und den geplanten Anbau für 30 Millionen Euro. Die Bettenzahl von 200 müssen wir auch erreichen, um in vollem Umfang die Krankenhausbauförderung für die Erweiterung zu erhalten. Wir hoffen auf einen hohen Anteil an Fördermitteln des Landes. Unser oberstes Ziel ist die bestmögliche ortsnahe Versorgung der über 80 000 Menschen im Mittelbereich Crailsheim.

Schmidt: Wir wollen alle stationären Patienten weiter in guten Verhältnissen im Kreisklinikum Crailsheim unterbringen. Die Geriatrie und die Frauenklinik im Altbau zu belassen, funktioniert auch wegen den zu weiten Wegen und dadurch schwierigen Funktionsabläufen nicht auf Dauer.

Mit dem Wachstum steigt das Defizit am Kreisklinikum: Welche Perspektive haben Sie, dass es sinkt?

Wir bekommen das Defizit runter, wenn wir nicht mehr wachsen, denn bei uns wirken sich vor allem die wachstumsbedingten Mehrmengenabschläge negativ aus. Für jede Erhöhung des Krankenhausbudgets erfolgt ein Abschlag von 35 Prozent für drei Jahre. Das macht allein 2019 rund 1,3 Millionen Euro aus. Es wird besser, wenn die Patientenzahlen nach dem Bezug des geplanten Anbaus nicht mehr wachsen. Zudem braucht es, wie gesagt, mehr standortübergreifende Zusammenarbeit im medizinischen Bereich, um das Defizit abzubauen. Wir analysieren mit externer Expertise unsere Abläufe, um so effizient wie möglich zu arbeiten. Aber wenn sich an der Krankenhausfinanzierung nichts Grundlegendes ändert, wird es auch künftig schwer, das Defizit wesentlich zu verringern.

Gesundheitsversorgung gehört zur Daseinsvorsorge, für die eigentlich der Staat in der Pflicht ist: Welche Hoffnung haben Sie, dass die Politik noch mal gegensteuert, die Ökonomisierung zurückfährt, die Zentralisierung mit Blick auf Flächenlandkreise und Ballungsräume stärker differenziert oder gar die Finanzierung für die Krankenhäuser voll übernimmt, wie das eigentlich nach der reinen Lehre geregelt ist?

Schmidt: Etwas Hoffnung macht mir, dass es immerhin Ansätze gibt, wie beispielsweise in der Pflege, die jetzt aus dem System der Fallpauschalen herausgenommen wurde. Vielleicht folgen weitere.

Im März kommt der Kreistag in einer nicht öffentlichen Sondersitzung zusammen, um die stationäre Gesundheitsversorgung zu diskutieren – was soll entschieden werden?

Bauer: Ob eine Minderheitsbeteiligung des Landkreises an einer Krankenhausbetriebsgesellschaft überhaupt infrage kommt und ob für die ortsnahe Versorgung der Bevölkerung ein vollwertiges Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit einer Rund-¬um-die-Uhr-Notfallversorgung in Crailsheim aufrechterhalten wird.

Wann führen Sie wieder Gespräche mit den Verantwortlichen von Diakoneo?

Bauer: Wir sind jeder Zeit gesprächsbereit.

Wie optimistisch sind Sie, dass es noch zu einer gesellschaftsrechtlichen Verbindung kommt?

Bauer: Das werden wir sehen. Wir schauen optimistisch in die Zukunft. Besser als alles andere wäre eine gesellschaftsrechtliche Verflechtung mit Diakoneo beziehungsweise dem Haller Diakonie-Klinikum, aber wir bleiben so oder so mit dem Krankenhaus in Hall in guter Zusammenarbeit verbunden.

Suchen Sie sich dann einen anderen Partner für eine gemeinsame Krankenhausbetriebsgesellschaft?

Bauer: Mit dieser Fragestellung würde sich dann zuerst der Kreistag beschäftigen.

HALLER TAGBLATT / HOHENLOHER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF / 23.01.2020  Von Marcus Haas  

"Wir müssen die Krankenhausversorgung im Kreis gemeinsam voranbringen. Dabei hat es keinen Wert, wenn der eine über den anderen bestimmt", sagt Landrat Gerhard Bauer (links) mit Blick auf eine mögliche gesellschaftsrechtliche Verbindung von Kreisklinikum Crailsheim und Haller Diak. Kreisklinikum-Geschäftsführer Werner Schmidt sieht das ebenso. 
Foto: Marcus Haas
"Wir müssen die Krankenhausversorgung im Kreis gemeinsam voranbringen. Dabei hat es keinen Wert, wenn der eine über den anderen bestimmt", sagt Landrat Gerhard Bauer (links) mit Blick auf eine mögliche gesellschaftsrechtliche Verbindung von Kreisklinikum Crailsheim und Haller Diak. Kreisklinikum-Geschäftsführer Werner Schmidt sieht das ebenso.
Foto: Marcus Haas