Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Ärzte und Helfer sind mittlerweile gut eingespielt

Drive-in-Zentren Die Teststellen in Michelfeld und Crailsheim sind seit sieben Tagen in Betrieb. Auf den Geländen wird jeweils eine Fieberambulanz eingerichtet.

Im Minutentakt füllt sich der blaue Mülleimer mit den gelben Einweghandschuhen. Dr. Manuel Schäfer (61) muss sie nach jedem Abstrich wechseln. Zudem trägt der Gutachter der Deutschen Rentenversicherung Schutzkleidung und eine Maske mit Ausatemventil. Zusammen mit Dr. Rainer Lindner, Arzt im Ruhestand, nimmt er am fünften Tag nach Öffnung der Corona-Teststelle auf dem Gelände der Michelfelder Straßenmeisterei die Proben.

Getestet wird nur, wer eine Überweisung vom Hausarzt dabeihat. Dr. Lindner (72) überprüft diese und notiert die Handynummern der zum Test zugelassenen Personen. Danach geht er zu Sven Kasimir (38) und Nils Mutschler (22) von der Haller Bereitschaft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Mutschler hakt den Namen in der Liste ab. Kasimir schreibt ihn auf ein Etikett und klebt es auf ein Teströhrchen. Dr. Schäfer geht zum Auto und nimmt mit dem Wattetupfer den Abstrich – erst im Rachen, dann in der Nase. Das Stäbchen kommt zurück in das Röhrchen und wird anschließend in einer Tüte verschlossen, die ebenfalls mit dem Namen versehen wird.

Alle vier arbeiten ehrenamtlich. Mittlerweile sind sie „gut eingespielt“, bescheinigen Ärzte und DRK-Helfer, wobei die Ehrenamtlichen wechseln. „Der erste Tag war der schlimmste“, sagt Dr. Elisabeth Koerber-Kröll, Vorsitzende der Haller Ärzteschaft, die für die Koordination der Teststelle zuständig ist. „Die Autos hätten sich bis auf die Stuttgarter Straße zurückgestaut.“ Die Ordnungshüter von Landratsamt und Straßenmeisterei hätten die Kegel dann so aufgestellt, dass mehr Autos auf den Hof passen. „Mittlerweile schicken die Landpraxen ihre Patienten auf 18 Uhr her und die aus dem Haller Stadtgebiet auf 18.30 Uhr“, sagt die 64-Jährige. Sie lobt die Bevölkerung: „Alle sind diszipliniert und halten sich an die Vorgaben.“

Am ersten Tag waren es 66, am zweiten 48, an den vergangenen beiden beiden Tagen 22 und 33 Personen, die getestet wurden. Dr. Koerber-Kröll erklärt sich den Rückgang so: „Der Bedarf an Tests hatte sich aufgestaut. Außerdem wurde die Indikation, also wer überhaupt zum Test zugelassen wird, verschärft.“

Test-Kits sind rar

Dem stimmt auch Dr. Helmut Kopp, Vorsitzender der Ärzteschaft Crailsheim zu. Das zweite Drive-in-Zentrum im Landkreis Hall befindet sich im Industriegebiet Flügelau in Crailsheim-Altenmünster. Am ersten Betriebstag wurden dort 26 Personen getestet, in den vergangenen Tagen waren es weniger als zehn. Dr. Kopp betont: „Die Test-Kits, also die Chemikalien, die für die Auswertung benötigt werden, sind knapp.“ Die Tests sollten vor allem für diejenigen aufgespart werden, die schwer krank sind sowie für diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten und Symptome haben.

Die Proben werden nach Karlsruhe-Ettlingen in ein Labor gebracht. Fahrer Patrick Hein parkt auf dem Hof der Straßenmeisterei. Er kommt aus Aalen und fährt dann noch nach Crailsheim. „Zwischen 22 Uhr und 22.30 Uhr bin ich dann in Ettlingen und übergebe die Proben“, sagt Hein. Er hat eine Gefahrgut-Transportkiste dabei. Laut Dr. Koerber-Kröll werden die Proben nachts noch aufbereitet. Die Ergebnisse teilen die Hausärzte ihren Patienten mit. „Die Auswertung dauert nur vier bis fünf Stunden, aber es kann mehrere Tage dauern, bis die Proben überhaupt verarbeitet werden“, bedauert sie. Und so muss die Ärztin dem Patienten, der sie an diesem Abend auf ihrem Handy anruft, um nach dem Testergebnis zu fragen, bitten, sich noch zu gedulden. Auch Dr. Kopp aus Crailsheim hält die lange Dauer für problematisch. Eine Rückverfolgung der Infektionsketten sei dann kaum noch möglich.

Ein Problem sei auch, dass die Materialbeschaffung immer schwieriger wird. Schutzmasken und -kittel sind rar. „Wir arbeiten eng mit dem DRK und dem Mediverbund zusammen“, sagt Dr. Koerber-Kröll. So gebe es Sammeltransporte, um mehrere Standorte abzudecken. Am Donnerstag wurden 17 000 Mundschutzmasken für den Landkreis Hall aus Stuttgart abgeholt.

Übergang von Teststellen zu Fieberambulanzen

Um die Hausarztpraxen zu entlasten und das Risiko einer Infektion von Patienten und Personal zu reduzieren, soll in Michelfeld und Crailsheim jeweils eine Fieberambulanz eingerichtet werden. Steffen Baumgartner, Pressesprecher des Landratsamtes, teilt mit: „Die Fieberambulanzen sollen von der Kassenärztlichen Vereinigung in Zusammenarbeit mit den Kreisärzteschaften eingerichtet werden. Der Landkreis stellt für diesen Zweck Räume in der Straßenmeisterei in Michelfeld und im EDT-Gebäude in der Flügelau 36 in Crailsheim zur Verfügung. Die Räume werden derzeit hergerichtet und gereinigt. Der Startzeitpunkt wird von der Kassenärztlichen Vereinigung in Abstimmung mit den Kreisärzteschaften festgelegt.“

Die Fieberambulanzen sind für Patienten mit Infekten vorgesehen. „So werden diese von den Praxen ferngehalten“, erklärt Dr. Elisabeth Koerber-Kröll, „und wir können auch Schutzkleidung sparen.“ Bisher werde es in den meisten Praxen noch so gehalten, dass nicht infektiöse Patienten vormittags einbestellt werden und diejenigen, bei denen ein Infekt-Verdacht besteht, nach 12 Uhr. Die Fieberambulanzen lösen die Teststellen ab. „Der Übergang wird fließend sein“, sagt Koerber-Kröll. Bei Bedarf werden die Tests dann dort gemacht.

HALLER TAGBLATT / HOHENLOHER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF / 28.03.2020 Von Verena Köger

Sven Kasimir von der Haller DRK-Bereitschaft (rechts) hält die Tüte auf, damit Dr. Manuel Schäfer das Teströhrchen hineinstecken kann. Beide tragen dabei Handschuhe, Schutzkittel und Mundschutz. Röhrchen und Tütchen werden jeweils mit dem Namen des Getesteten verstehen. Die Proben kommen nach Karlsruhe-Ettlingen ins Labor.
Foto: Verena Köger
Sven Kasimir von der Haller DRK-Bereitschaft (rechts) hält die Tüte auf, damit Dr. Manuel Schäfer das Teströhrchen hineinstecken kann. Beide tragen dabei Handschuhe, Schutzkittel und Mundschutz. Röhrchen und Tütchen werden jeweils mit dem Namen des Getesteten verstehen. Die Proben kommen nach Karlsruhe-Ettlingen ins Labor.
Foto: Verena Köger