Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Kurz mal Zeit zum Luftholen

Intensivstation Der Kampf gegen das Coronavirus verlangt den Ärzten und Pflegekräften im Kreisklinikum in Crailsheim viel ab. Immer wieder gibt es neue Herausforderungen. Eine gute Nachricht macht allen Mut: Der erste Beatmungspatient lernt wieder ohne Maschine zu atmen.

Die zusätzliche Tür auf dem Gang der Intensivstation des Kreisklinikums, der zu den Corona-Zimmern führt, steht offen. „Das ist ein Zeichen dafür, das sich die Lage entspannt hat“, sagt Dr. Wolfgang Reikow, leitender Oberarzt, Facharzt für anästhesiologische Intensivmedizin und Notarzt. „Zuletzt war diese Tür stets geschlossen.“ Während Reikow und Diana Grimm, Bereichsleiterin Innere Pflegestation, ihre Hände desinfizieren, nähern sie sich den Zimmern, in denen zwei mit dem Coronavirus infizierte Patienten beatmet werden. „Nur noch zwei“, betont Reikow und obwohl der größte Teil seines Gesichts hinter einer Schutzmaske verborgen ist, spiegeln seine Augen ein erleichtertes Lächeln wider. „Wir haben sechs Beatmungplätze und hatten zeitweise sieben, acht Patienten hier, die wir beatmen mussten. Das war sehr schwierig. Jetzt wird einer der beiden Beatmungspatienten schrittweise von der Maschine entwöhnt. Darüber sind wir alle sehr froh.“

Gute Nachricht hebt die Stimmung

Die Nachricht, dass der erste schwere Corona-Fall, der in Crailsheim behandelt wird, gesund wird, hebt die Stimmung auf der Station. Es gab noch nicht viele positive Nachrichten, seit die Pandemie Crailsheim erreichte. „Beatmungspatienten wurden entweder in eine andere Klinik verlegt oder sie sind leider verstorben“, erklärt der leitende Oberarzt. Jetzt erleben Ärzte und Pflegekräfte erstmals mit, dass das Virus trotz schweren Verlaufs besiegt wird. Das gibt Hoffnung.

13 Corona-Todesfälle gab es bereits im Kreisklinikum (Stand 16. April). Die verstorbenen Patienten waren betagt oder hochbetagt und litten an Vorerkrankungen. 38 Patienten sind aktuell isoliert, davon sind 22 positiv auf Covid-19 getestet, 16 sind Verdachtsfälle. Das Personal arbeitet unter erschwerten Bedingungen, denn isolierte Bereiche dürfen nur mit Schutzkleidung betreten werden. Und ein Teil der Mitarbeiter hat sich ebenfalls mit dem Virus infiziert: 20 Pflegekräfte und zehn Ärzte sind an Corona erkrankt. Daneben gibt es auch andere Krankheitsfälle. „Die Personaldecke ist eng“, berichtet Diana Grimm. Das gesunde Personal mache Sonderschichten, manche hätten bereits auf Urlaubstage verzichtet. „Es herrscht auf allen Stationen ein großer Teamgeist. Kranke Kollegen werden klaglos ersetzt“, lobt Grimm. Positiv wirke sich auch die große Wertschätzung aus, die die Klinikmitarbeiter von Crailsheimer Bürgern und Unternehmern erfahren.

Inzwischen hätten sich viele Abläufe, die anfangs ungewohnt waren, eingespielt. „Was als umständlich empfunden wurde, ist jetzt ganz normal“, erzählt Dr. Reikow und nennt als Beispiel das Anlegen der Schutzkleidung vor jedem Patientenkontakt. Dank der umsichtigen Planung des Zentrallagers habe es noch keinen Mangel an Schutzkleidung gegeben.

Ärzte und Pflegekräfte lernten mit jedem neuen Corona-Fall dazu, es gebe außerdem einen Erfahrungsaustausch mit anderen Kliniken. Reikow: „Dinge, die vor einigen Wochen undenkbar waren, sind heute an der Tagesordnung. Damals wurden Mitarbeiter, die mit einem Corona-Patienten Kontakt hatten, für 14 Tage isoliert. Heute kommen sie mit Mundschutz zur Arbeit.“

Die Entspannung der Situation äußert sich auch in der Ankündigung, dass in Kürze wieder geplante Operationen durchgeführt werden sollen. „Die Patienten können nicht ewig auf eine Operation warten und es gibt auch einen gewissen wirtschaftlichen Druck“, sagt Reikow. Doch auch hier könne es nur kleine Schritte geben. „Die Lage kann sich täglich, sogar stündlich wieder ändern“, weiß die Bereichsleiterin der Pflegestation. „Wir sind froh, dass wir Zeit zum Luftholen haben. Aber wie lange es geht, weiß niemand.“

 

Beatmung von Patienten mit Covid-19 verläuft in Stufen

Die Lunge ist bei einem schweren Verlauf der Corona-Virusinfektion komplexen entzündlichen Veränderungen unterworfen. Als Immunreaktion wird massiv Flüssigkeit in der Lunge eingelagert, die den Gasaustausch stark beeinträchtigt. Die Patienten nehmen sehr schwer Sauerstoff über die Lungenbläschen ins Blut auf und haben Probleme beim Abatmen von Kohlendioxid. Dieser Zustand kann schnell dazu führen, dass der Patient selbst mit Sauerstoffmaske nicht mehr ausreichend atmen kann und an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden muss. Die Lunge eines Covid-19-Patienten ist sehr verletzlich und kann durch hohen Beatmungsdruck oder hohe Sauerstoffkonzentration Schaden nehmen. Durch erfahrene Intensivmediziner wird unter laufenden Kontrolluntersuchungen für jeden Patienten individuell die bestmögliche Einstellung am Beatmungsgerät gefunden.

Im Durchschnitt werden kritisch erkrankte Patienten mindestens 14 Tage, oft auch drei Wochen oder länger beatmet. Wie lange sie danach klinisch behandelt werden müssen, weiß man heute noch nicht genau. Im Idealfall können sie nach ihrer Intensivzeit auf eine Normalstation verlegt werden. Von dort werden sie je nach Zustand nach Hause oder in eine Reha-Einrichtung entlassen.

Die Beatmung von Covid-19 Patienten verläuft in Stufen. Zunächst wird mit konservativen Maßnahmen therapiert: Sauerstoffgabe über Masken, Medikamente und Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes. Es folgen nicht invasive Beatmungsmaßnahmen über spezielle Masken. Die höchste Stufe ist die Intubation und maschinelle Beatmung. Dabei wird in Narkose ein Kunststoffschlauch (Tubus) über den Mund in die Luftröhre eingeführt. Über ein Beatmungsgerät wird unter kontinuierlichem Monitoring der bestmögliche Gasaustausch ermittelt. Verbessert sich die Situation, so wird der Patient von der Maschine entwöhnt und schließlich extubiert. Moderne Beatmungsmaschinen erkennen, wann ein Patient aus eigener Kraft dazu atmen kann. Beim Weaning, der Entwöhnung vom Respirator, werden feste Zeiten für Atemtrainings- und Ruhephasen vorgegeben. Schrittweise lernt der Patient, wieder allein zu atmen.  Quelle: Diak

HOHENLOHER TAGBLATT / 21.04.2020 Von Christine Hofmann  

In Schutzkleidung versorgen die Ärzte und Pfleger einen Corona-Patienten, der beatmet werden muss, auf der Intensivstation des Kreisklinikums in Crailsheim. 
Foto: Klinikum
In Schutzkleidung versorgen die Ärzte und Pfleger einen Corona-Patienten, der beatmet werden muss, auf der Intensivstation des Kreisklinikums in Crailsheim.
Foto: Klinikum
Viel Technik auf der Intensivstation (oben): Pfleger Fabian Mack versorgt einen Beatmungspatienten. Besprechung vor der Schleuse (unten): Leitender Oberarzt Dr. Wolfgang Reikow und Diana Grimm mit Krankenakten.
Foto: Christine Hofmann
Viel Technik auf der Intensivstation (oben): Pfleger Fabian Mack versorgt einen Beatmungspatienten. Besprechung vor der Schleuse (unten): Leitender Oberarzt Dr. Wolfgang Reikow und Diana Grimm mit Krankenakten.
Foto: Christine Hofmann