Klinikum Crailsheim

Seitenbereiche

gUT BETREUT -
oPTIMAL VERSORGT
NotfallkontaktNotfallkontakt

Seiteninhalt

Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

"Weit von Grenze entfernt"

Pandemie Die Zahl der Neuinfizierten ist im Landkreis Hall stark gesunken. Nun rückt die 50er-Marke ins Visier. Landrat Gerhard Bauer kann mit der Zahl an sich nicht viel anfangen. 

Nach und nach fährt die Landesregierung die Corona-Beschränkungen zurück. Dabei gilt auch für den Landkreis Schwäbisch Hall eine Bedingung, eine Art Notbremse: Wenn es mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen gibt, dann soll ein konsequentes Beschränkungskonzept umgesetzt werden. Die Länder sind zuständig, aber die Landkreise, die Landräte sind gefordert. Landrat Gerhard Bauer hält grundsätzlich eine Notbremse für sinnvoll. Er behält aber das Infektionsgeschehen unabhängig davon im Blick.

Wo liegt die Obergrenze für den Landkreis Schwäbisch Hall?

Gerhard Bauer: Bei einer Einwohnerzahl von rund 196 000 ergibt das auf die Woche mit sieben Tagen gerechnet eine Grenze, die bei 98 Personen zu ziehen ist.

Wie ist die Situation im Landkreis aktuell mit Blick auf die festgelegte Grenze?

Wir hatten in den letzten sieben Tagen 25 Neuinfektionen, sind also mittlerweile weit von der Grenze entfernt.

Was ist Ihre Datengrundlage mit Blick auf die Neuinfektionen?

Wir zählen nicht nur die positiven Tests, sondern auch diejenigen Personen mit dazu, die vom Arzt mit klinischer Diagnose dem Gesundheitsamt gemeldet werden.

Wie hoch ist das Testniveau im Landkreis Schwäbisch Hall im Vergleich zu anderen Landkreisen?

Das kann ich nicht sagen, weil in erster Linie die niedergelassenen Ärzte testen, in Ausnahmefällen testet das Gesundheitsamt. Wir erhalten auch nur die positiven Testergebnisse. Ich gehe davon aus, dass künftig mehr als weniger getestet wird. Denn auch die Testkapazitäten wurden ausgeweitet.

Was passiert im Landkreis Schwäbisch Hall, wenn die Obergrenze gerissen wird?

Das weiß ich noch nicht. Die Informationen beziehungsweise die Vorgaben, wie wir reagieren können, fehlen. Es gibt allerdings eine Task Force des Landes mit dem Namen Regionale Beschränkung, die mittlerweile ihre Arbeit aufgenommen hat und ein schnelles sowie konsequentes Handeln in diesem Fall sicherstellen soll. Dabei sind auch die kommunalen Landesverbände. Wann es erste Ergebnisse gibt, kann ich noch nicht sagen. Ich sehe das dann aber als eine Frage des Einzelfalls, nicht als schematisches Vorgehen. Wenn beispielsweise nur ein Pflegeheim oder ein kleiner Ort im Landkreis betroffen ist, dann wird dort Quarantäne angeordnet und nicht der ganze Landkreis unter Quarantäne gestellt. Im Grunde verändert sich dann nicht viel zur bereits bestehenden Vorgehensweise.

Was passiert, wenn beispielsweise im Nachbarlandkreis nah an der Grenze die Obergrenze gerissen wird, es in der Folge Wanderbewegungen von Bürgern in den Kreis gibt, wo es keine Beschränkungen gibt? Stimmen Sie sich eigentlich mit den Landräten der umliegenden Landkreise bereits ab?

Ja, wir sprechen uns natürlich ab. Aber Wanderbewegungen sind noch ein ungelöstes Problem und müssen wir gemeinsam mit dem Land abstimmen, wie man das lösen kann. Wanderbewegungen gab es ja beispielsweise bereits, als in Bayern die Baumärkte noch geschlossen hatten, aber bei uns auch in Crailsheim offen waren.

Wie sehen Sie die festgesetzte Marke 50 – warum nicht 25 oder 75?

Eine Notbremse ist grundsätzlich schon richtig, ob die 50 richtig ist? Ich kann relativ wenig mit dieser Zahl anfangen, weil wir das Infektionsgeschehen unabhängig davon ständig im Blick haben. Wichtig ist, mit Augenmaß zu reagieren, wenn es ein Ausbruchsgeschehen gibt.

Was machen Sie, wenn Sie an einem Tag 35 Neuinfektionen haben, steuern Sie dann gleich dagegen oder warten Sie erst mal ab, wie die Woche weiter in Richtung der festgelegten 50er-Grenze läuft?

Dann werden wir sofort alles daran setzen, um das wieder in den Griff zu bekommen. Das läuft dann wie bisher mit Quarantäne und Kontaktverfolgungen – es werden die Kontakte der Menschen nachverfolgt, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Wenn sich in der Situation alle an die Regeln und Vorgaben halten, dann bekommt man es auch wieder in den Griff.

Finden Sie es richtig, dass die Grenze auf Landkreisebene gesetzt wurde?

Es ist schon sinnvoll, lokal zu reagieren. Warum soll es einen Stillstand im Landkreis Schwäbisch Hall geben, wenn die Grenze beispielsweise in der Bodenseeregion gerissen wird.

Welche Erfahrungswerte gibt es in anderen Landkreisen, wo die Grenze bereits gerissen wurde, wie geht beispielsweise die Landrätin in Greiz in Thüringen damit um, wie sehen Sie das?

Mir sind keine Erfahrungswerte bekannt. Die Situation im Landkreis Greiz kann ich aus der Ferne nicht beurteilen.

Was macht Ihnen Sorgen?

Wir dürfen nicht leichtsinnig werden. Die großen Demonstrationen mit Tausenden von Menschen auf engem Raum wie beispielsweise in Stuttgart, die sich gegen die Corona-Beschränkungen wehren, die ja mittlerweile nach und nach aufgehoben werden, sind momentan höchst problematisch. Wenn dann auch noch sehr viele dicht an dicht im Zug aus Stuttgart nach Hause fahren und bis zu 70 Prozent keine Maske tragen, dann besorgt mich das.

Worauf kommt es in der weiteren Entwicklung vor allem an?

Ich kann es nur immer wieder wiederholen: Das Verhalten jedes Einzelnen zählt. Es ist wichtig, dass sich nach wie vor alle Bürger an die Vorgaben und Regeln halten – Abstand wahren, Kontaktbeschränkungen einhalten, Masken tragen, Hände waschen, damit es am besten gar keine Neuinfektionen mehr gibt. In der Hochphase gab es im Landkreis fast 60 Neuinfektionen pro Tag. Wir waren schon einmal in einer Situation, dass in den Krankenhäusern wegen der hohen Fallzahlen die Lage in den Intensivstationen kritisch wurde. So eine Situation sollte es nicht wieder geben.

Im Oktober in die dritte Amtszeit gewählt

Gerhard Bauer wurde am 10. Juni 1958 in Heidenheim/Brenz geboren und wuchs dort auf. Er hat zwei Söhne und wohnt in Schwäbisch Hall-Hessental. Nach dem Abi studierte Bauer Rechtswissenschaften in Tübingen, arbeitete als Rechtsanwalt in Stuttgart, war Sozialdezernent am Landratsamt im Rems-Murr-Kreis und Referent für Planfeststellungsverfahren am RP Stuttgart. 1995 kam er als Erster Landesbeamter und Stellvertreter des Landrats ans Haller Landratsamt. Im Herbst 2003 wurde er zum Landrat gewählt, 2011 und 2019 wiedergewählt. Gerhard Bauer spielte Fußball. Heute fährt er in seiner Freizeit Fahrrad, schwimmt und liest gerne.   

HALLER TAGBLATT / HOHENLOHER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF / 14.05.2020 Von Marcus Haas

"Im Grunde verändert sich dann nicht viel zur bereits bestehenden Vorgehensweise", antwortet Landrat Gerhard Bauer auf die Frage, was passiert, wenn die Grenze im Landkreis gerissen wird.
Foto: Landratsamt