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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Ärzte im MVZ ...

Hausärzte. Die angespannte Versorgungssituation in Bühlerzell beschäftigt nun auch den Kreistag. Landrat Gerhard Bauer macht den Patienten keine Hoffnung, dass das Crailsheimer MVZ einspringen könnte.

Tagesordnungspunkt vier der Kreistagssitzung vergangene Woche in Rot am See schien eigentlich nur eine Formalie zu sein. Der Kreistag sollte einen Betrauungsakt beschließen, damit das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Crailsheim mit seinen Zweigstellen in Stimpfach und Gerabronn weiter rechtssicher betrieben werden kann. Die Medizinisches Versorgungszentrum Crailsheim GmbH ist ein Tochterunternehmen der Landkreis Schwäbisch Hall Klinikum gGmbH. Die von 2015 bis 2021 angefallenen Verluste von rund 1,18 Millionen Euro werden aus dem Kreishaushalt ausgeglichen. Dies darf jedoch nur geschehen, wenn an den jeweiligen Standorten keine Konkurrenzsituation zu den niedergelassenen Ärzten besteht. Das MVZ sei diesbezüglich auf der sicheren Seite, „weil nur Praxen übernommen und weiterbetrieben wurden, für die andere Ärzte nicht an einer kassenärztlichen Tätigkeit interessiert waren und interessiert sind“, hieß es in der Beschlussvorlage der Kreisverwaltung.

Betrauungsakt beschlossen

Letztlich stimmte der Kreistag mit nur einer Gegenstimme (Bernhard Saur, Freie) dem Betrauungsakt zu. Vorangegangen war jedoch eine intensive Diskussion über den Ärztemangel im ländlichen Raum. Die FDP-Fraktion hatte beantragt, dass die Kreisverwaltung prüfen soll, ob es kurzfristig möglich sei, die Gemeinde Bühlerzell über das MVZ des Landkreises mitzuversorgen. In Bühlerzell ist die Lage prekär, da die Kommune seit kurzem über keinen Hausarzt mehr verfügt. Eine Bürgerinitiative machte bereits durch Protestaktionen auf das Problem aufmerksam (wir berichteten).
Als Kreisrat Stephen Brauer den FDP-Antrag vorträgt, fällt ihm Landrat Gerhard Bauer ins Wort. „Es ist nicht möglich!“, betont der Landrat. „Wir können uns keine Ärzte backen. Die im MVZ sind total am Anschlag. Wenn die hören, dass sie jetzt auch noch in Bühlerzell aushelfen sollen, hören die auf“, macht Bauer deutlich.

Nach dreiminütiger Beratungszeit zieht die FDP-Fraktion ihren Antrag zurück. Auch der Unterpunkt im Antrag, dass der Landkreis Kriterien entwickeln soll, nach denen Gemeinden vom MVZ mitversorgt werden können, wird fallengelassen.

Zuvor waren bereits die Freien mit einem Antrag abgeblitzt. „Wir beantragen, das Thema Zukunft der Hausarztversorgung im Landkreis Schwäbisch Hall von der Landkreisverwaltung aufzugreifen. Zusammen mit den für die Hausarztversorgung zuständigen Institutionen, Organisationen und Behörden und der Politik sollen mögliche Lösungswege zur Minderung der prognostizierten Unterversorgung aufgezeigt und in den Kreisgremien zur Diskussion gestellt werden“, hieß es im von Siegfried Trittner vorgetragenen Antrag. „Wir befinden uns schon längst in diesem Prozess“, entgegnete der Landrat. Obwohl die Ärzteversorgung keine primäre Aufgabe der Kreisverwaltung ist, habe man im Landkreis entstehende Versorgungsengpässe durch das Medizinische Versorgungszentrum aufgefangen. „Die Strukturen sind da, aber wir haben keine Ärzte“, so Gerhard Bauer. Versuche, junge Ärzte in den Landkreis zu locken, gebe es durchaus. Bauer verweist dabei unter anderem auf ein Stipendienprogramm mit der Uni Mannheim. Die MVZ-Zweigstellen in Stimpfach und Gerabronn seien gegründet worden, weil dort die Not am größten gewesen sei.

Der Kreistag könne entscheiden, wo weitere MVZ-Außenstellen gegründet werden können, ergänzt Werner Schmidt, Verwaltungs und Finanzdezernent und Geschäftsführer der Landkreis Schwäbisch Hall Klinikum gGmbH: „Es müssen aber Ärzte da sein.“

Die Freien Wähler hatten in ihrem Antrag auf eine Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung aus dem Jahr 2020 verwiesen. Demnach besteht im Landkreis Hall aktuell zwar noch eine geringfügige Überversorgung mit Hausärzten. Wenn man jedoch einen Blick auf die Altersstruktur werfe, werde ersichtlich, dass „die Unterversorgung an Hausärzten schon in kürzester Zeit wie eine Lawine über den Landkreis hereinbrechen wird“.

Versorgungsgrad hoch, aber wie lange noch?

Der Versorgungsgrad mit Ärzten im Landkreis Schwäbisch Hall liegt bei über 100 Prozent. Das geht aus der Antwort des Landes-Sozialministeriums auf eine Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten Udo Stein hervor. Erst bei einer Versorgung von unter 75 Prozent liege eine Unterversorgung vor. Der Anteil der Über-60-jährigen Ärzte liege jedoch bei knapp über 40 Prozent. Die Versorgungsgrad des gesamten Landkreises sagt nichts über Unterversorgung in einzelnen Gemeinden aus. Stein sieht Anlass zur Kritik: „Finanzielle Anreize, weniger Bürokratie und ein leichter zugängliches Medizinstudium hätten bereits viel früher geschaffen werden müssen.“

HALLER TAGBLATT / HOHENLOHER TAGBLATT / RUNDSCHAU GAILDORF / 13.04.2022 / Gottfried Mahling