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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

"Kreistag entscheiden"

„Vor dem Kreistag entscheiden“

Der Chef der Diakonie Neuendettelsau macht sich für einen Zusammenschluss mit dem Diakoniewerk Schwäbisch Hall stark. Mathias Hartmann sieht Vorteile für die Kliniken. Von Marcus Haas

Sie sprechen mindestens seit Sommer mit den Diak-Verantwortlichen: Was kam dabei heraus?

Dr. Mathias Hartmann: Mittlerweile wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt, tief in die Geschäftsfelder der beiden Unternehmen geschaut, Daten und Fakten analysiert. Nun liegt ein Konzept auf dem Tisch. Wir wollen gerne fusionieren, die beiden Diakoniewerke verschmelzen und ein gemeinsames Unternehmen gründen.

Was steht im Konzept?

Ich möchte den Aufsichtsgremien nicht vorgreifen.

Warum wollen Sie fusionieren?

Das Diakoniewerk ist ein wirtschaftlich stabiles Unternehmen und würde sehr gut zu uns passen. Ein wesentlicher Punkt ist für uns vor allem der Klinikbereich. Der Zentralversorger in Schwäbisch Hall und unser Klinikverbund würden gut zueinander passen. Zusammen mit den rund 500 Betten in Hall kämen wir auf 1250 Betten. Das sehe ich in Zeiten von zunehmender Zentralisierung und schwierigen politischen Rahmenbedingungen als nachhaltige wirtschaftliche Größe. Außerdem sind beide Unternehmen in der stationären sowie ambulanten Altenhilfe gut aufgestellt und wachsen.

Was sind konkrete Vorteile, haben Sie Beispiele?

Neuendettelsau liegt direkt an der A6 zwischen Nürnberg und Schwäbisch Hall. Es sind 45 Autominuten bis nach Hall, unsere Versorgungsgebiete liegen anei nander. Ich denke an eine Zusammenarbeit auf der medizinischen Ebene, beispielsweise zwischen dem Diak und der Rangauklinik für Lungenheilkunde in Ansbach. Das fehlt im Diak. Patienten aus Schwäbisch Hall könnten in der Rangauklinik behandelt werden oder Ärzte aus Ansbach in der Kocherstadt arbeiten. Auf der Managementebene wird es im Einkauf beispielsweise von medizinischen Geräten oder im Bereich der Informationstechnik billiger, lassen sich Verbundeffekte nutzen. Ein Medizincontroller rechnet sich gemeinsam besser.

Schreiben Ihre fünf kleineren Kliniken mit insgesamt 750 Betten schwarze Zahlen?

Ja, bis auf eines. Die Stadt Schwabach kam auf uns zu, weil das Stadtkrankenhaus zunehmend wirtschaftliche Probleme macht. Mit einem Defizit von 1,5 Millionen Euro liegen wir im Wirtschaftsplan. Wir wollen auch hier die schwarze Null erreichen, wie das beispielsweise mit der Rangauklinik im Fachbereich Lungenheilkunde gelungen ist, die wir vor zehn Jahren defizitär übernommen haben.

Der Zentralversorger Diakonie-Klinikum Schwäbisch Hall schreibt operativ auch schwarze Zahlen, stellt rund 60 Prozent der Grund- und Regelversorgung für die Bevölkerung im Landkreis Schwäbisch Hall sicher, braucht aber Eigenmittel von über 30 Millionen Euro für die Investition in den zweiten Neubauabschnitt – schreckt Sie das nicht?

Nein, das ist ja der eigentliche Hintergrund, warum wir ins Gespräch gekommen sind. Wir haben 2018 einen Jahresumsatz von 440 Millionen Euro erzielt, wirtschaftlich genügend Stabilität, um das zu realisieren – mit Eigenmitteln, mit Fremdfinanzierung oder aus dem operativen Geschäft.

Doppelstrukturen werden ins Visier rücken, denken Sie auch an Personalabbau?

Nein, es geht um Sachkosten.

Wer wird dann der neue Vorstandsvorsitzende des gemeinsamen Unternehmens – Sie oder Diak-Chef Michael Kilb? Wer sitzt künftig im Aufsichtsrat, gibt es noch eine Mitgliederversammlung in Schwäbisch Hall?

Diese Fragen sind noch offen. Zunächst müssen die Aufsichtsgremien entscheiden.

Wo wird das neue Unternehmen seinen Sitz haben und wie wird es heißen?

So weit sind wir noch nicht. Klar ist aber, dass bei einer großen Fusion ein neues multizentrales Unternehmen mit einem neuen Namen und einer neuen Marke gebildet werden muss.

Die Diakonie Neuendettelsau ist mit Blick auf Mitarbeiter und Umsatzzahlen rund dreimal so groß wie das Diakoniewerk in Schwäbisch Hall – wie viel Handlungs- und Gestaltungsfreiheit bleibt dann noch in der Kocherstadt, wenn es die große Fusion zu einem Haus gibt?

Entscheidend ist, dass die Arbeit vor Ort gut getan werden kann. Es macht keinen Sinn, im Hinterzimmer in Neuendettelsau über Köpfe hinweg Entscheidungen zu treffen. Wichtig ist vielmehr, dass die Verantwortlichen vor Ort und die Verantwortlichen des Gesamtunternehmens gemeinsam gute Entscheidungen für die Zukunft treffen.

Sehen Sie bei einer großen Fusion der beiden Häuser den Landkreis Schwäbisch Hall noch mit im Boot, das Diak hat ja beim Kreis einen Investitionszuschuss von 30,8 Millionen beantragt?

Der Landkreis kann als weiterer Partner dabei sein, beispielsweise in einer Krankenhausgesellschaft mit einer Beteiligung von 25 Prozent und Mitbestimmungsrechten wie die Stadt Schwabach. Wir haben den Grund- und Regelversorger Anfang 2018 in unseren Verbund aufgenommen und halten 75, die Stadt 25 Prozent. Wir sind an einer guten Kooperation mit dem Kreisklinikum in Crailsheim interessiert. Ich habe bereits mit Landrat Gerhard Bauer gesprochen. Er hat mich zu einer Sitzung des Kreistags nach Schwäbisch Hall eingeladen. Ich komme gerne. Es wäre aber auch eine finanzielle Unterstützung des Landkreises ohne Beteiligung wünschenswert.

Wie meinen Sie das?

Gesundheitsversorgung ist eine öffentliche Aufgabe, für die der Landkreis in der Pflicht ist, zumindest auf der Ebene der Grund- und Regelversorgung. Diese übernimmt ja das Diak zum großen Teil. Ich habe ein Beispiel aus dem Bildungsbereich. Wir sind in Neuendettelsau der größte private Schulträger und investieren 30 Millionen Euro in die Schulgebäude. Der Landkreis Ansbach fördert das mit 7,5 Millionen Euro, weil er das als öffentliche Aufgabe anerkennt, die er sonst selbst stemmen müsste.

Sie haben zum Thema dienende Führung promoviert: Was bedeutet das für Ihren Führungsstil im Alltag der Diakonie Neuendettelsau?

Ich bin dafür zuständig, dass die Mitarbeiter an der Basis ihren Dienst so gut wie möglich tun können, dass beispielsweise eine Pflegekraft gut pflegen kann. Im Gegensatz zu einem privaten Träger arbeiten wir als gemeinnützige Körperschaft des öffentlichen Rechts nicht gewinnorientiert. Es gibt keine Eigentümer und keine Ausschüttungen. Unsere Mittel werden grundsätzlich in die Bereiche reinvestiert, aus denen sie gewonnen werden, um nachhaltig zu wirtschaften. Wir sind ein Haus diakonischer Prägung, wurden 1854 gegründet und verfolgen gemeinnützige Ziele, begreifen uns als christliches Unternehmen, sehen uns im Dienst am Menschen, stellen Angebote bereit, damit Leben gelingen kann.

Gibt es bei Ihnen Leistungsverdichtung? Wie viele Überstunden haben die 7800 Mitarbeiter?

Zum 31. Dezember 2017 hatten wir pro Mitarbeiter im Schnitt 29,7 Plusstunden. Die Zahlen für 2018 liegen Mitte Februar vor. Durch die betriebliche Gesundheitsförderung und ein verstärktes Recruiting tun wir viel, um unsere Mitarbeiter zu entlasten.

Was sind die Ursachen und was machen Sie dagegen?

Es sind die politischen Rahmenbedingungen. Es wird immer schwerer, geeignetes Personal zu finden.

Wie sehen Ihre Mitarbeiter die mögliche Fusion?

Da gibt es sicher unterschiedliche Haltungen. Ich habe bisher viel positive Resonanz für das bekommen, was wir planen.

Wie geht es nun mit der möglichen großen Fusion weiter?

Ziel ist, dass die beiden Diakoniewerke bis Anfang März entschieden haben, also noch vor dem Kreistag Schwäbisch Hall, der Ende März eine Sondersitzung geplant hat. Ich mache mich für die große Fusion der beiden Werke stark.
Welchen langfristig gesicherten Mehrwert gibt es für die Fusion der beiden Häuser?

Gesundheits- und Sozialmarkt stehen vor großen Veränderungen und Herausforderungen. Wenn die beiden Diakoniewerke zusammengehen, dann werden beide stärker und nachhaltig davon profitieren, weil vor allem die Größe, der Verbund langfristig immer wichtiger werden wird.

Worin besteht für Sie der größte Knackpunkt?

Ich sehe nur Vorteile für alle Beteiligten. Wir müssen die Kritiker mit unseren guten Argumenten davon überzeugen, dass eine Fusion die beste Lösung ist.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass die beiden Diakoniewerke in Neuendettelsau und in Schwäbisch Hall tatsächlich verschmelzen und zu einem neuen Unternehmen werden?

Ich bin sehr optimistisch und sehe die Chancen bei 70 zu 30 für die große Fusion.

Seit Oktober 2015 Vorstandsvorsitzender

Dr. Mathias Hartmann wurde am 17. Juni 1966 in Frankfurt am Main geboren. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt in Petersaurach im Landkreis Ansbach. Er hat Evangelische Theologie in Erlangen studiert und sein Vikariat in Herzogenaurach absolviert. Ab 2003 leitete Hartmann die Internationale Akademie „DiaLog“ der Diakonie Neuendettelsau und von Juni 2009 bis September 2015 arbeitete er als Abteilungsdirektor Bildung. Am 1. Oktober 2015 trat er sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Diakonie Neuendettelsau an. Er hat viele Ehrenämter. In seiner Freizeit fährt er Motorrad und spielt Gitarre.

Haller Tagblatt / Hohenloher Tagblatt / 18.01.2019 / Marcus Haas
 

"Ich sehe nur Vorteile für alle Beteiligten. Wir müssen die Kritiker mit unseren guten Argumenten davon überzeugen, dass eine Fusion die beste Lösung ist", sagt Vorstandsvorsitzender Dr. Mathias Hartmann.
Foto: privat