Klinikum Crailsheim

Seitenbereiche

gUT BETREUT -
oPTIMAL VERSORGT
NotfallkontaktNotfallkontakt

Seiteninhalt

Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Die große Unbekannte bleibt

Pandemie Wolfgang Reikow, Intensivmediziner des Kreisklinikums, berichtet von ungewöhnlichen Fällen. Die Lage entspannt sich, Vorsicht bleibt geboten.

Kürzlich ist in dieser Zeitung zu lesen gewesen, dass auf der Intensivstation des Kreisklinikums Crailsheim drei Patienten mit einer Long-Covid-Erkrankung behandelt werden mussten. So hatte es Klinik-Geschäftsführer Werner Schmidt mitgeteilt. Doch das ist so nicht richtig, wie Wolfgang Reikow, Leitender Oberarzt der Intensivstation, auf Nachfrage berichtet: „Wir hatten drei Patienten, die nach einer überstandenen Covid-Erkrankung aus der Normalstation entlassen werden konnten, kurz danach aber wieder mit Folgekomplikationen der Lungenentzündung auf die Intensivstation gekommen sind.“

Extreme Atemnot

Der Gesundheitszustand der drei Patienten zwischen 60 und 70 Jahren habe sich auf der Intensivstation sehr rasch verschlechtert, führt der Intensivmediziner weiter aus: „Alle hatten eine sehr ausgeprägte Lungengerüstveränderung. Das ging einher mit extremer Atemnot.“ Sie seien eigentlich intubationspflichtig gewesen, hätten also beamtmet werden müssen. Ein Patient habe das kategorisch abgelehnt. „Den Wunsch haben wir natürlich respektiert. Der Patient ist daraufhin relativ rasch verstorben“, sagt Reikow. Den nächsten Patienten habe man in eine Spezialklinik zur Atemschulung verlegt und hoffe nun, dass er sich weiter erhole. „Er wird aber schwerste Beeinträchtigungen behalten“, bedauert Wolfgang Reikow. Der dritte Patient sei diese Woche verstorben: „Die Leistung der Lunge hatte sich zu sehr verschlechtert.“

Der erfahrene Intensivmediziner, der auch als Notarzt immer wieder Covid-Patienten ins Krankenhaus begleitet, spricht von einer Zufallshäufung: „Die Kollegen aus der Uniklinik Würzburg, dem Großklinikum Ludwigsburg und auch der Uniklinik Freiburg berichten in diesem Zusammenhang ebenfalls von Einzelfällen. Ein Phänomen kann man das nicht nennen.“

Zu Long-Covid stellt Reikow fest: Es handele sich eben nicht um die klassischen Intensiv-Patienten. Sondern um Menschen, die die Corona-Infektion im Wesentlichen hinter sich haben, aber eben beispielsweise unter dem sogenannten Fatigue-Syndrom leiden. Sie litten unter anderem unter einer erheblichen Einschränkung der Leistungsfähigkeit und Erinnerungsschwierigkeiten.

Grundsätzlich könne man derzeit feststellen, dass die sogenannten „Covid-Langlieger“ auf den Intensivstationen weniger werden. Bei den Patienten, die dennoch intensivmedizinisch wegen einer Covid-Erkrankung behandelt werden müssten, könne man nicht sofort sagen, um welche Virus-Variante es sich handele: „Die Labore sind immer noch völlig überlastet.“ Reikow ist sich aber sicher, dass Delta kaum noch vorhanden ist, das zeigten auch alle Statistiken.

Situation etwas beruhigter

„Im Moment ist die Lage auf den Intensivstationen tatsächlich etwas beruhigter, was Corona-Patienten betrifft“, sagt Oberarzt Reikow. „Aber unser tagtägliches Leben haben wir ja auch noch. Und da ist in letzter Zeit viel notfallmäßig unterwegs: von schweren Herzinfarkten über Lungenembolien bis hin zu allen möglichen intensivpflichtigen Krankheitsbildern.“ Entwarnung könne man nicht geben, sagt Reikow: „Die große Unbekannte bleibt: Was passiert, wenn wir die nächste Variante bekommen? Wenn diese dann wieder gefährlicher ist, dann wird es nochmal ein erhebliches Problem geben. Wir werden sehen, was uns der nächste Herbst/Winter beschert.“

Daher sei die Impfung so wichtig, „denn wir werden wahrscheinlich mit Corona leben müssen“, so Reikow. Gravierende Nebenwirkungen bei der Impfung seien nicht häufig, sie seien extrem selten. „Es muss jeder selber wissen, inwieweit er Corona verteilen mag. Ich habe es nicht vor. Nach dem, was ich die letzten zwei Jahre gesehen habe, möchte ich es auch nicht haben. Es waren Leute dabei, also bei den anderen Varianten, die waren jünger als ich. Das bringt einen zum Nachdenken. Die waren gesund und jetzt sind sie tot“, mahnt der 52-jährige Mediziner.

Maximal auffallend

Von den Intensivpatienten, die man in der letzten Zeit in Crailsheim noch wegen Delta intensivmedizinisch behandelt habe, sei nur ein Geimpfter dabei gewesen, der verstorben sei, führt Reikow aus. Der Patient sei aber auch schwer vorerkrankt gewesen. Mindestens 30 der schweren Verläufe der vergangenen Monate seien aber ungeimpft gewesen. „Das ist maximal auffallend und deckt sich mit den Beobachtungen der umliegenden Kliniken.“

Allgemeinmedizin: „Bis jetzt hat alles gut geklappt“

Natürlich sei es problematisch, wenn Ärzte oder ihr Personal krank werden oder wegen einer Infektion in Quarantäne müssten. Das sagt Dr. Elisabeth Koerber-Kröll, Vorsitzende des Kreisärzteschaft Hall, auf Nachfrage. „Aber bis jetzt hat alles gut geklappt, der Höhepunkt der Omikron-Welle ist überwunden“, zeigt sich die Haller Allgemeinmedizinerin optimistisch.

Das sehe man an der Abstrichstelle in Michelfeld. Es kämen abends nicht mehr bis zu 300 Personen, derzeit seien es um die 100. Man habe auch keine Ärzte im Ruhestand einsetzen müssen, Fachärzte hätten keine allgemeinärztlichen Aufgaben übernehmen müssen. 

HOHENLOHER TAGLBATT / 17.02.2022 / Norbert Acker

Intensivpfleger und Mediziner kümmern sich auf der Intensivstation des Kreisklinikums Crailsheim um einen an Covid-19 erkrankten Patienten. Das Archivbild ist schon 2020 entstanden, die Situation würde aber heute auch so aussehen.
Foto: Klinikum Crailsheim
Intensivpfleger und Mediziner kümmern sich auf der Intensivstation des Kreisklinikums Crailsheim um einen an Covid-19 erkrankten Patienten. Das Archivbild ist schon 2020 entstanden, die Situation würde aber heute auch so aussehen.
Foto: Klinikum Crailsheim