Klinikum Crailsheim

Ist fürs Kreisklinikum noch Suppe im Topf?

Die Kreiszeitungen berichteten in der Ausgabe vom 11. Juli über die Stellungnahme von Landrat Gerhard Bauer zur Krankenhausreform in der Sitzung des Kreistagsausschusses für Soziales, Gesundheit und Schulen am 4. Juli. Der Landrat ist überzeugt, dass der Landkreis auch künftig zwei Klinikstandorte braucht – und hofft auf Unterstützung durch die Politik. Als Grundlage für den Bericht von Redakteurin Christine Hofmann war der für den Vortrag des Landrats vorbereitete Sprechzettel.

Die Notwendigkeit der Krankenhausreform ist unbestritten“, sagt Gerhard Bauer. Im Kreisausschuss für Soziales, Gesundheit und Schulen nimmt der Landrat Stellung zur Reform und berichtet, dass das Klinikum Crailsheim schon lange unter der strukturellen Unterfinanzierung leide und der Landkreis als Träger die hohen Defizite übernehmen müsse. „Leider steht zu befürchten, dass sich daran so schnell finanziell nicht ausreichend viel ändern wird.“

Die geplanten Vorhaltepauschalen könnten eine Verbesserung bringen. Konkrete Zahlen sind bislang allerdings noch nicht bekannt. Das Hauptproblem bestehe darin, dass die Reform ohne zusätzliche finanzielle Mittel umgesetzt werden soll. Bauer: „Wenn Sie eine Suppe im Topf umrühren, wird sie dadurch nicht reichhaltiger. Weil zu wenig Suppe im Topf ist, bleiben entweder alle unterernährt und die Defizite steigen weiter. Oder die Suppe wird ungleich verteilt. Oder Einzelne werden vom Tisch vertrieben.“

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat bereits angekündigt, dass nicht alle Krankenhäuser bestehen bleiben können. Betroffen sind vor allem kleinere Krankenhäuser in ländlichen Regionen. Gilt das auch für das Klinikum Crailsheim? Bauer sieht die Existenz momentan nicht gefährdet. „Der Flächenlandkreis Schwäbisch Hall ist davon, nach allem, was uns bisher bekannt ist, nicht betroffen“, sagt Bauer. Im Landkreis seien die Wege zu lang. Die Entscheidung des Kreistags, dass das Klinikum Crailsheim mit seinen inneren Abteilungen Gastro und Kardiologie und allen Bereichen der Chirurgie einen 24/7-Notfalldienst vorhält, sei vor diesem Hintergrund vollkommen richtig. „Wir haben zwei starke Mittelzentren im Landkreis, die in der Gesundheits- und Nahversorgung gleichgestellt bleiben müssen.“ Durch den Krankenhausneubau in Crailsheim und den Anbau, der aktuell gebaut wird, könne sowohl räumlich als auch personell die Qualität geliefert werden, die im Rahmen der Krankenhausreform gefordert werde.

Darüber hinaus sei es bei allen Konzentrationsüberlegungen wichtig, über die Landkreisgrenzen zu blicken, wo es in absehbarer Zeit weitere Veränderungen geben könnte: Sowohl im Ostalbkreis als auch im Landkreis Ansbach werden aktuell Standortdiskussionen geführt. In Dinkelsbühl und in Rothenburg wurde jeweils die Geburtshilfe geschlossen. „Ohne Crailsheim würde eine große Lücke mit langen Fahrzeiten entstehen“, so Bauer.

Viele Krankenhäuser von Schließung bedroht

Im Mai 2022 wurde eine Kommission eingerichtet, um notwendige Reformen im Krankenhausbereich anzugehen. Sie legt Stellungnahmen vor und erarbeitet Leitplanken für eine auf Leistungsgruppen und auf Versorgungsstufen basierende Krankenhausplanung. Dabei orientiert sich die „Regierungskommission Krankenhaus“ an Kriterien wie Erreichbarkeit und demografischer Entwicklung.An den Empfehlungen der Regierungskommission orientiert sich die Bund-Länder-Arbeitsgruppe für das Krankenhaus, die konkrete Eckpunkte erarbeitet. Ziel ist es, den Krankenhäusern Pauschalen für die Vorhaltung einer guten Versorgung zu geben.Ziel der Krankenhausreform ist es, unnötige Klinikschließungen zu vermeiden und flächendeckend eine hochwertige Versorgung sicherzustellen. Das System der Fallpauschalen hat die Krankenhäuser zu stark ökonomischen Zwängen ausgesetzt. Viele Krankenhäuser sind aktuell von der Schließung bedroht. (Quelle: Bundesministerium für Gesundheit)

Hohenloher Tagblatt / Haller Tagblatt / Gaildorfer Rundschau / 11.07.2023