Klinikum Crailsheim

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Aktuelles aus der Presse

Wir informieren Sie hier über aktuelle Themen und Aktionen über die in der Presse berichtet wurde:

Tradition & Revolution

Das Kreisklinikum in Crailsheim besteht seit mittlerweile 145 Jahren und ist damit das älteste noch existierende Krankenhaus im Landkreis. Der zweite Neubau innerhalb weniger Jahre geht 2025 in Betrieb. Der Autor Andreas Harthan war bis Ende 2022 Redaktionsleiter des Hohenloher Tagblatts und arbeitet heute als freier Journalist und Publizist.

Die Zeichen stehen auf Sturm: Immer mehr Krankenhäuser in Deutschland machen Verluste, Abteilungen werden geschlossen, oder gleich ganze Häuser. Das Defizit der Kliniken im Land beläuft sich inzwischen auf rund acht Milliarden Euro, die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat die „Alarmstufe Rot“ ausgerufen. Vor diesem Hintergrund haben sich Bund und Länder vor wenigen Tagen auf die Eckpunkte einer Reform geeinigt, die Krankenhäuser stützen soll, die aber auch weitere Schließungen, beziehungsweise Fusionen von Kliniken nach sich ziehen wird. Es geht um tiefgreifende Veränderungen im deutschen Krankenhauswesen, Gesundheitsminister Karl Lauterbach spricht gar von einer „Revolution“.

In Crailsheim trifft sie auf eine lange Tradition, denn das hiesige Krankenhaus ist das (nach Bartenstein) zweitälteste im Landkreis und das älteste noch existierende. Eingeweiht wurde es im Juli 1878 als Bezirkskrankenhaus, heute firmiert es als Kreisklinikum, wird also vom Landkreis getragen. Im späten 19. Jahrhundert wurden überall Krankenhäuser gegründet, die Zeit der Spitäler, in der Kranke oft mehr schlecht als recht versorgt wurden, war zu Ende gegangen. Das erste Krankenhaus auf dem Gebiet des heutigen Landkreises wurde 1875 als private Stiftung in Bartenstein gegründet, dann folgte schon 1878 Crailsheim, 1886 Schwäbisch Hall, 1889 wurde das Schrozberger Krankenhaus eingeweiht, 1893 folgte Gerabronn, 1895 Ilshofen, Gaildorf 1909 und Brettheim 1920. Von all diesen Krankenhäusern gibt es nur noch zwei: das in Schwäbisch Hall (Träger ist Diakoneo, eines der größten diakonischen Unternehmen in Deutschland) und das in Crailsheim.

Zeit der großen Fortschritte

Im Jahr seines halbrunden Jubiläums gehört auch das Kreisklinikum zu den Häusern, die rote Zahlen schreiben, mittlerweile beläuft sich das jährliche Defizit auf mehr als fünf Millionen Euro. Vor 145 Jahren waren die Zeitumstände völlig andere. Das Gesundheitswesen in Deutschland machte damals große Fortschritte und auch in ländlichen Räumen wurden Kliniken errichtet. Entsprechend groß war die Freude der Menschen vor Ort.

Am 1. Juli 1878 wurde das Bezirkskrankenhaus in Crailsheim mit Pauken und Trompeten eingeweiht. Nach einem Festgottesdienst in der Johanneskirche setzte sich ein Festzug, angeführt von Bürgerwache und Stadtkapelle, in Richtung Krankenhaus in Bewegung. 32 Betten hatte die neue Einrichtung damals (zum Vergleich: heute hat das Kreisklinikum 185 Betten).

Dass ein Krankenhaus im 19. Jahrhundert nicht mit einem heutigen verglichen werden kann, macht schon die Ausstattung deutlich: Am Anfang gab es in Crailsheim zwei „Irrenzimmer“ und zwei „Tobzellen“. Dass ein Krankenhaus damals mehr eine Anstalt als ein Dienstleistungsunternehmen war, belegt auch eine Hausordnung von 1895. Sie verlangt von den Patienten „Gehorsam“ gegenüber dem Personal. Die Kranken mussten sich „gesittet“ benehmen, verboten waren „alle zweideutige Reden, unziemliche Scherze und alle Streitigkeiten“. Gesang auf den Zimmern oder im Garten bedurfte einer „besonderen Erlaubnis“ einer Krankenschwester. Der „Verkehr“ zwischen männlichen und weiblichen Patienten war „streng verboten“.

Dass viele Krankenhäuser in ihren Anfangsjahren nicht in allen gesellschaftlichen Schichten anerkannt waren, verdeutlicht ein Inserat im „Fränkischen Grenzboten“ vom Dezember 1878, also dem Gründungsjahr des Crailsheimer Krankenhauses. Stadtschultheiß und Oberamtspfleger (und in dieser Funktion auch Krankenhausleiter) Leonhard Sachs bat um milde Gaben für die Patienten, damit auch in der Klinik Weihnachtsstimmung aufkommen kann.

Die Zeiten haben sich gewandelt, längst gehören Krankenhäuser zur unverzichtbaren Ausstattung im Gesundheitswesen. Das Crailsheimer Klinikum blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, Geld war immer Mangelware, was die Verantwortlichen nicht davon abhielt, das Haus kontinuierlich zu vergrößern. Die erste Erweiterung fand 1932 statt, die zweite folgte 1957. Im Jahr des hundertjährigen Bestehens, 1978, wurde in größerem Umfang saniert und neu gebaut. 2016 wurde der rund 60 Millionen Euro teure Neubau eingeweiht, im Januar 2025 soll der Anbau an den Neubau seinen Betrieb aufnehmen – dann sind endlich auch Akutgeriatrie und Geburtshilfe in neuen Räumen untergebracht.

Die Kosten des Anbaus erhöhen sich von ursprünglich 32 auf mindestens 44 Millionen Euro, teilte Architekt Johannes Stubbs vor wenigen Tagen in einer Sitzung des Kreistags-Sozialausschusses mit. Dass dieses Geld gut investiert ist, unterstrich Landrat Gerhard Bauer. Im Landkreis würden zwei „starke Krankenhäuser“ benötigt. In Crailsheim liefere der Landkreis sowohl räumlich als auch personell die Qualität, die Minister Lauterbach in seiner Krankenhausreform einfordert.

Altbau blieb stehen

Das Kreisklinikum ist ein Haus der Grund- und Regelversorgung mit 185 Planbetten. Die Schwerpunkte sind Chirurgie, Orthopädie, Kardiologie, Gastroenterologie, Akutgeriatrie, Frauenheilkunde, Geburtshilfe sowie Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Da nach dem Bezug des Neubaus der Altbau nicht abgerissen wurde, war Platz für die Einrichtung eines Gesundheitscampus‘. Und der war schnell belegt. Neben einem großen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) mit vielen Fachbereichen gibt es Arztpraxen mit den Fachrichtungen Radiologie, Gynäkologie, Augenheilkunde und Oralchirurgie. Auch eine Tagesklinik für orthopädische Rehabilitation befindet sich im ehemaligen Bettenbau.

Und so hat die zweitgrößte Stadt im Landkreis doch noch einen Campus bekommen. Den hätte es schon im 18. Jahrhundert geben sollen. Auf dem Gelände am Südrand der Stadt wollte die Ansbacher Markgräfin Christiane Charlotte eine Universität errichten. Die Genehmigung des Kaisers hatte sie schon in der Tasche und auch das erforderliche Geld war vorhanden. Doch 1729 vereitelte der frühe Tod der 35-Jährigen die Hochschule in Crailsheim. Sie entstand später in Erlangen und Nürnberg. Dort studieren heute rund 40 000 Menschen.

Bis heute kämpft die Stadt Crailsheim um eine Hochschulansiedlung, einen Zwischenbericht gibt das Rathaus in der Gemeinderatssitzung am kommenden Mittwoch. Immerhin: Das Kreisklinikum ist seit 2021 akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg.

Crailsheim hat zwar (noch) keinen Hochschulcampus, aber immerhin einen Gesundheitscampus, und dessen Bedeutung wird immer größer. Wenn nach dem Bezug des Anbaus weitere Räume im Altbau frei werden, ergeben sich dort „neue Möglichkeiten“, freut sich Landrat Bauer in einem Grußwort zum halbrunden Jubiläum des Kreisklinikums und erinnert daran, dass der Landkreis mit Unterstützung des Landes bislang mehr als 100 Millionen Euro in den Klinik-Campus gesteckt hat. Das sei, betont er, eine „gute Basis“ für eine weiterhin positive Entwicklung. Er ist sich mit Blick auf Krankenhaus-Standortdiskussionen im näheren und weiteren Umfeld sicher, dass die Bedeutung des Kreisklinikums zunehmen wird. Das Vorhalten einer geburtshilflichen Abteilung gehört bis heute zu den Grundpfeilern einer wohnortnahen Krankenhausversorgung.

Mehr Geburten erwartet

Während sich das Kreisklinikum im vergangenen Jahr über 659 Geburten und damit über ein Zehnjahreshoch freuen konnte, musste die Geburtshilfe in den Krankenhäusern in Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber geschlossen werden. Das wird für noch mehr „Crailsheimerle“ in den nächsten Jahren sorgen, ist sich Kreisklinikum-Geschäftsführer Werner Schmidt sicher. Aber nicht nur wegen der steigenden Bedeutung der Geburtshilfe-Abteilung ist der sich zum Jahresende in den Ruhestand gehende Krankenhauschef sicher, dass das Kreisklinikum eine gute Zukunft hat.

Doch heutzutage kann mit gutem Willen allein kein Klinikum geführt werden. Die Krankenhausfinanzierung müsse von der Politik endlich nachhaltig geregelt werden, schreibt Landrat Bauer in seinem Grußwort zum 145-jährigen Bestehen. „Eine Krankenhausreform ohne auskömmliche Finanzierung und Inflationsausgleich wird die Krankenhäuser nicht aus den roten Zahlen bringen.“ Es herrsche also, so Bauer, „dringender politischer Handlungsbedarf!“

Die meisten Patienten gab es im Jahr vor Corona

Im vergangenen Jahr wurden 9437 Patienten im Kreisklinikum Crailsheim stationär behandelt. Im bisher besten Jahr 2019, also vor der Corona-Pandemie, waren es 10 443. Die Zahl der ambulanten Behandlungsfälle lag 2022 bei 24 756. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es 25 883. 2022 gab es 704 Beschäftigte im Kreisklinikum.ah

Das Foto zeigt den Gesundheitscampus in Crailsheim mit dem Klinkneubau der 2016 fertiggestellt wurde und im Hintergrund den Klinkanbau in den 2025 die Geriatrie und die Frauenklinik umziehen werden. Im 3. OG entsteht eine große Wahlleistungsstation. Links der Klinikaltbau in dem sich eine orthopädische Tagesklinik und Arztpraxen befinden. Ganz vorne links der historische Altbau. Bild: Ufuk Arslan / Klinikum Crailsheim

Hohenloher Tagblatt / 15. Juli 2023 / Von Andreas Harthan

Der historische Altbau des Kreisklinkums in Crailsheim steht heute noch. 
Bild: Landratsamt Schwäbisch Hall
Der historische Altbau des Kreisklinkums in Crailsheim steht heute noch.
Bild: Landratsamt Schwäbisch Hall